Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607932
Poster
Psychosomatik und soziale Themenschwerpunkte
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der sFlt-1/PlGF-Quotient als Prädiktor für die verbleibende Schwangerschaftsdauer in der Spätschwangerschaft

P Kreße-Chludek
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
J Pullankavumkal
2   Klinik für Gynäkologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
N Klöckner
2   Klinik für Gynäkologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
W Henrich
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
S Verlohren
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Der Quotient aus Soluble fms-like tyrosine kinase-1 (sFlt-1) und plazentarem Wachstumsfaktors (PlGF) hat sich als Marker in der Prädiktion und Diagnostik der Präeklampsie (PE) bewährt. Die Erkennungsraten bei spät einsetzender Präeklampsie (> 34 SSW) sind jedoch ungenauer als für frühe Präeklampsie < 34 SSW. Des weiteren ist die Bedeutung eines erhöhten sFlt-1/PlGF-Quotienten für die verbleibende Schwangerschaftsdauer ungenügend erforscht. Unsere Untersuchung soll zwei Trennwerte hinsichtlich ihres prognostischen Werts für die verbleibenden Schwangerschaftsdauer überprüfen und eigene Trennwerte für diese Fragestellung entwickeln.

Methodik:

176 Frauen, deren erste Messung des sFlt-1/PlGF-Quotienten bei einem klinischen Verdacht auf PE nach der 336/7 SSW erfolgte, wurden retrospektiv untersucht. Die Korrelation des sFlt-1/PlGF-Quotienten und der Zeit bis zur Entbindung wurde mittels linearer Regression untersucht. Für die Trennwerte 85 und 201 wurde die mittlere verbleibende Schwangerschaftsdauer berechnet und die Trennwerte wurden anhand von Kaplan-Meier-Kurven sowie der Berechnung der Hazard-Ratio auf ihren prognostischen Wert hinsichtlich der verbleibenden Schwangerschaftsdauer überprüft. Weiterhin wurden mittels ROC-Kurven-Analyse individuelle Trennwerte in unserer Kohorte für eine Entbindung binnen 48 Std. und 14 Tagen ermittelt.

Ergebnisse:

Die verbleibende Schwangerschaftsdauer wurde bei steigendem sFlt-1/PlGF-Quotienten signifikant kürzer (r =-0,334; p < 0,001). Die mittlere Schwangerschaftsdauer bei einem Quotienten > 85 bzw. > 201 war ebenso signifikant verkürzt (Mittelwert 13,3 Tage bei < 85 vs. 4,7 Tage bei > 85, p < 0,001; Mittelwert 11,3 bei < 201 vs. 3,5 Tage bei > 201, p = 0,001) und die berechnete Hazard-Ratio ergab, dass bei Überschreitung der Trennwerte zeitnaher entbunden wurde (HR Trennwert 85: 2,5; HR Trennwert 201: 2,5; jeweils p < 0,001). Mithilfe der ROC-Kurven-Analyse ergab sich für unsere Kohorte ein Trennwert von 72,5 für eine Entbindung innerhalb von 48 Std. (Sens. 0,64; Spez. 0,75; AUC: 0,739; p < 0,001) und ein Trennwert von 52,0 für eine Entbindung innerhalb von 14 Tagen (Sens. 0,63, Spez. 0,8; AUC: 0,765; p < 0,001).

Schlussfolgerung:

Wir konnten eine inverse Korrelation zwischen dem sFlt-1/PlGF-Quotienten und der verbleibenden Schwangerschaftsdauer zeigen. Die Trennwert 85 und 201 erwiesen sich auch in dieser Kohorte als sinnvolle prädiktive Marker. Innerhalb dieser Population ergaben sich jedoch niedrigere Trennwert. Dies kann dadurch erklärt werden, dass der Trennwert 85 zur Diagnostik einer PE entwickelt wurde und der Trennwert 201 für eine Patientenkohorte mit PE gilt, während die Trennwerte dieser Untersuchung zur Prognose der Schwangerschaftsdauer, unabhängig von einer vorliegenden PE, entwickelt wurden. Zum anderen ist der Trennwert 201 nicht für einen spezifischen Zeitpunkt entwickelt. Ein längerer Zeitraum von 14 Tagen erklärt eine hohe Rate an Entbindungen von Patientinnen mit niedrigeren Quotienten in dieser Kohorte.