Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607910
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Psychosomatik und soziale Themenschwerpunkte
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was ist der Hintergrund der Stagnation von Totgeburten in Deutschland?

AM Müller
1   Uniklinik Bonn, Zentrum für Kinderpathologie und Pathologie, Bonn, Germany
,
J Hübner
2   Uniklinik Bonn, Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Bonn, Germany
,
P Bartmann
3   Uniklinik Bonn, Abteilung für Neonatologie, Bonn, Germany
,
U Gembruch
2   Uniklinik Bonn, Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Bonn, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Seit einigen Jahren stagniert die Zahl der Totgeburten. Da es keine standardisierte Untersuchung von Totgeborenen und Plazenten sowie keine Pflicht zur Datendokumentation gibt, sind die Gründe dafür unklar. Ziel dieser Studie war die Analyse der aktuellen Datendokumentation sowie des Procederes bei Untersuchung der Totgeborenen und ihrer Plazenta.

Es wurde dazu die internationale Literatur sowie die Datendokumentation bei 168 Totgeburten – bezogen auf den Umkreis von Bonn – untersucht. Diese Daten wurden mittels deskriptiver Statistik, t-Test und Binominal-Test untersucht.

Die Untersuchung erbrachte erhebliche Defizite sowohl in der Datendokumentation als auch der interdisziplinären Kommunikation und der postmortalen Untersuchungen. Eine sichere oder zumindest wahrscheinliche Todesursache (plazentar, fetal, chromosomal) konnte nur in knapp 52% der Fälle diagnostiziert werden. Eine fetale Wachstumsretardierung wiesen fast ein Drittel aller Totgeborenen auf (< 5. Perzentile). In 45% der Fälle trat der intrauterine Fruchttod nach der 36. Schwangerschaftswoche ein.

Die Studie dokumentiert die ungesicherte Datenlage bei Totgeburten, aufgrund derer die Gründe für die meisten Totgeburten ungeklärt bleiben und die keine Antworten zum Hintergrund der Stagnation von Totgeburten in Deutschland erlaubt.

Daher wäre ein erster Schritt zur Reduktion der Totogeburten in Deutschland eine bessere Identifikation der Ursachen des intrauterinen Fruchttodes. Dies könnte durch eine verbesserte Datendokumentation und -sammlung auf der Basis interdisziplinärer Fallberichtsformulare erfolgen. Des Weiteren sollten allgemeinverbindliche Algorithmen für ein standardisiertes postmortales Procedere, das eine Obduktion und eine solide Plazentadiagnostik umfasst, interdisziplinär erarbeitet werden.