Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607893
Poster
Pränatale Diagnostik (Beratung, Screening, Ultraschall)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perinatales Management bei fetalen Bauchwanddefekten (fAWD) – Retrospektive Analyse hinsichtlich der Prädiktion des kindlichen Outcomes

U Schneider
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Arbeitsbereich Pränatale Diagnostik und Fetale Physiologie, Jena, Germany
,
J Schütz
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Arbeitsbereich Pränatale Diagnostik und Fetale Physiologie, Jena, Germany
,
A Kentner
2   Helios Klinikum Erfurt GmbH, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Erfurt, Germany
,
K Großer
3   Helios Klinikum Erfurt GmbH, Klinik für Kinderchirurgie, Erfurt, Germany
,
S Wolke
4   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Kinderchirurgie, Jena, Germany
,
C Kähler
5   Praxis für Pränatalmedizin, Erfurt, Germany
,
D Schlembach
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Arbeitsbereich Pränatale Diagnostik und Fetale Physiologie, Jena, Germany
6   vivantes Klinikum Berlin Neukölln, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Germany
,
K Dawczynski
7   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Jena, Germany
,
E Schleußner
8   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Germany
,
G Naumann
2   Helios Klinikum Erfurt GmbH, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Erfurt, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt der geplanten Entbindung bei fAWD wird kontrovers diskutiert, da das Risiko einer ungeplant vorgezogenen Entbindung dem der iatrogenen Frühgeburt in Abhängigkeit vom Prolongationsziel für die Schwangerschaft entgegensteht. Im Rahmen dieser Studie untersuchen wir die Frage: Ist die Prolongation der Schwangerschaft bis 38 vollendete SSW gerechtfertigt und gibt es Prädiktoren für das kindliche Outcome?

In dieser retrospektiven Studie wurden alle Fälle mit Verdacht auf fAWD der Perinatalzentren Jena und Erfurt zwischen 2003 und 2014 ausgewertet. Die Daten zu pränataler Versorgung, perinatalem Management und kinderchirurgischem Vorgehen wurden den Patientenakten entnommen. Die initiale Kohorte bestand aus 74 Fällen, von denen 64 Fälle in die Auswertung eingingen (4x komplexe Syndrome/TOP, 3x Diagnose nicht bestätigt, 3x LOF). Eine Gastroschisis [GSC] lag bei 41 (JE 24; EF 17), eine Omphalocele [OMPH] bei 23 der Fälle (JE 14; EF 9) vor.

Im Untersuchungskollektiv ereigneten sich 2 perinatale Todesfälle im Zusammenhang mit früher Frühgeburt (GSC, mütterliches HELLP, 28+6 SSW; OMPH, extreme Frühgeburt, 23+5 SSW). 1 Kind wurde bei 28+2 SSW geboren (OMPH). Bei 21/40 [GSC] und 3/21 [OMPH] der verbleibenden Fälle (alle > 33+0 SSW) wurde die Entbindung entweder kurzfristig vorgezogen oder notfallmäßig durchgeführt (GSC: zunehmende Darmdilatation 5x, Frühgeburtsbestrebungen 7x, fetale Beeinträchtigung 8x, mütterliche Erkrankung 1x; OMPH: Geburtsbestrebungen 4x, 3x davon < 36+0 SSW). Die perinatalen Outcomeparameter waren positiv korreliert (GA, Geburtsgewicht, APGAR, pHart) und negativ zur Dauer des postnatalen Krankenhausaufenthaltes (R2 zwischen -0,35 to -0,41). 5 Neugeborene benötigten eine Surfactantgabe. Dort, wo die Information verfügbar war (31 Fälle) war eine längere Dauer der Primäroperation mit einem höheren Risiko für sekundäre Chirurgie assoziiert.

Die Intention, das Gestationsalter bei Entbindung > 36+0 SSW zu erreichen, war mit einer Verbesserung des perinatalen Outcomes verbunden, erhöhte jedoch die Wahrscheinlichkeit der ungeplanten Entbindung. Vorzeitige Wehentätigkeit bei OMPH ist ein Prädiktor für eine frühzeitig einsetzende Geburt. Feten mit GSC entwickelten in 22% eine IUGR. Das kinderchirurgische Outcome war prinzipiell gut, jedoch auch nach 33+0 SSW mit dem unmittelbaren perinatalen Outcome korreliert.