Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607882
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Veränderungen der somatischen Klassifikation Neugeborener von Müttern unterschiedlicher ethnischer Herkunft unter Berücksichtigung ihrer Körperhöhe

M Voigt
1   Universität Freiburg, Zentrum für Medizin und Gesellschaft, Freiburg, Germany
,
N Rochow
2   McMaster University, Dept. Pediatrics, Hamilton, Canada
,
M AlSamnan
2   McMaster University, Dept. Pediatrics, Hamilton, Canada
,
J Däbritz
3   Universitätsmedizin Rostock, Kinder- und Jugendklinik, Rostock, Germany
,
R Hentschel
4   Universitätsklinikum Freiburg, Kinder- und Jugendklinik, Freiburg, Germany
,
U Wittwer-Backofen
1   Universität Freiburg, Zentrum für Medizin und Gesellschaft, Freiburg, Germany
,
DM Olbertz
5   Klinikum Südstadt, Neonatologie, Rostock, Germany
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Oktober 2017 (online)

 

Zielstellung:

Das Geburtsgewicht ist abhängig von der ethnischen Herkunft der Mutter. Deshalb werden ethniespezifische Perzentilen empfohlen. Durch die Globalisierung kommt es zu Immigration und interethnischen Familien. Unklar ist, welche Perzentilkurven für die somatische Klassifikation interethnischer Familien genutzt werden sollten. Die Abhängigkeit der Neugeborenenmaße von den mütterlichen Körpermesswerten ist in vorausgegangenen Arbeiten gezeigt worden. Die mütterliche Körperhöhe korreliert linear mit dem Geburtsgewicht. Pro Erhöhung der Körperhöhe um 1 cm steigt das Geburtsgewicht um 17 g an. Zwischen den Müttern ≤161 cm, ≤57 kg und ≥172 cm, ≥106 kg betragen die Differenzen des Geburtsgewichtes in der 10. Perzentile bei 36 SSW 146 g. Bei 40 SSW betragen die Differenzen analog 285 g. In der 90. Perzentile sind die Differenzen deutlich höher (580 bzw. 553 g). Ziel dieser Studie ist es, zu untersuchen, ob Geburtsgewichtsperzentilen, angepasst an die Körperhöhe der Mutter, für die Beurteilung des Geburtsgewichtes Neugeborener unterschiedlicher Herkunftsländer geeignet sind.

Material und Methoden:

Die Daten entstammen der Deutschen Perinatalerhebung der Jahre 1995 – 2000 und umfassen n = 2,3 Millionen Einlingsgeburten mit einem Gestationsalter von 20 bis 43 Wochen. Analysiert wurden das Geburtsgewicht, Gestationsalter, Geschlecht, die mütterliche Körperhöhe sowie die folgenden mütterliche ethnische Herkunftsgruppen: Deutschland, Mittel- und Nordeuropa und Nordamerika, Mittelmeerländer, Osteuropa, Mittlerer Osten, Asien. Die Daten wurden stratifiziert nach folgenden Gruppen der mütterlicher Körperhöhe: ≤157 cm, 158 – 163 cm, 164 – 169 cm, 170 – 175 cm, ≥176 cm.

Ergebnisse:

Die Körperhöhe der Mutter ist signifikant unterschiedlich zwischen den Herkunftsländern. Asiatische Mütter sind am kleinsten (159 ± 6 cm). Das durchschnittliche Geburtsgewicht unterscheidet sich signifikant in den einzelnen Körperhöhengruppen, ist aber ähnlich für gleiche Körperhöhengruppen in den unterschiedlichen ethnischen Herkunftsgruppen. Bei Verwendung von Normwerten, berechnet aus der Gesamtpopulation zeigt sich, dass die SGA-Raten bei Müttern ≤157 cm deutlich höher sind (16,8%) als bei Müttern ≥176 cm (4,9%). Bei den LGA-Raten ist das Verhältnis entgegengesetzt (5,0 vs. 17,9%). Wenn Perzentilkurven nach der mütterlichen Körperhöhe angepasst werden, dann nähern sich die SGA- und LGA-Raten für Neugeborene verschiedener Herkunftsländer dem Cutoff von 10% an.

Schlussfolgerungen:

Geburtsgewichtsperzentilen nach der mütterlichen Körperhöhe scheinen das genetische Wachstumspotential objektiver darzustellen und sind für Neugeborene von unterschiedlicher mütterlicher ethnischer Herkunft universell anwendbar.