Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607873
Poster
Pränatale Diagnostik (Beratung, Screening, Ultraschall)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pränataler mütterlicher Stress und nicht-invasive fetale Biomarker – Eine Zwischenanalyse

C Zelgert
1   Frauenklinik, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Geburtshilfe und Perinatalmedizin, München, Germany
,
J Weyrich
1   Frauenklinik, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Geburtshilfe und Perinatalmedizin, München, Germany
,
JU Ortiz
1   Frauenklinik, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Geburtshilfe und Perinatalmedizin, München, Germany
,
B Kuschel
1   Frauenklinik, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Geburtshilfe und Perinatalmedizin, München, Germany
,
MC Antonelli
1   Frauenklinik, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Geburtshilfe und Perinatalmedizin, München, Germany
2   Instituto de Biología Celular y Neurociencias „Prof. E. De Robertis”, Facultad de Medicina, UBA, Buenos Aires, Argentina
,
SM Lobmaier
1   Frauenklinik, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Geburtshilfe und Perinatalmedizin, München, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Der Einfluss von pränatalem mütterlichen Stress (PS) auf die kindliche Entwicklung ist das Thema vieler aktueller Forschungsprojekte. Mit dieser Arbeit wird die Hypothese aufgestellt, dass PS zu Veränderungen der fetalen epigenetischen Information führt. Dies bewirkt eine geänderte Gentranskription, die sich auf kindliche Physiologie und Verhalten auswirkt. Das Ziel dieser Arbeit ist es, nicht-invasive Biomarker zu identifizieren, mit denen frühzeitig eine epigenetische Reprogrammierung detektiert werden kann.

Methodik:

Als Marker für die durch PS induzierten epigenetischen Veränderungen werden Biomarker aus Nabelschnurblut und Speichel der Neugeborenen bestimmt. Außerdem werden aus CTG- und fetalen EKG-Daten mittels „phasengleichgerichteter Signalmittelung“ die Parameter „mittlere Akzelerations-“ und „Dezelerationskapazität“ ermittelt, welche die Funktion des fetalen autonomen Nervensystems widerspiegeln.

Um den Stresslevel der schwangeren Frauen einzuschätzen wurde der Fragebogen PSS-10 nach Cohen benutzt. Dieser wurde an alle gesunden schwangeren Frauen im dritten Trimester in der Schwangerenambulanz des Klinikums rechts der Isar ausgegeben. Ein Teil von ihnen füllte auf freiwilliger Basis den Screening Fragebogen aus und gab ihn zur Auswertung zurück. Das 80% Quantil der ermittelten Ergebnisse des Fragebogens (= 19) wurde als Trennmarke zwischen der Stress- (SG) und der Kontrollgruppe (KG) gewählt. Es erfolgt ein 1:1 „matching“. Außerdem wird als weiterer Parameter mütterlichen Stresses der Kortisolspiegel aus dem mütterlichen Haar bestimmt. Diese Zwischenauswertung beschränkt sich darauf, soziodemographische Parameter und perinatales Outcome zwischen den Studiengruppen zu vergleichen.

Ergebnis:

Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben 333 Frauen den ausgefüllten Fragebogen zurückgegeben. 14,7% von ihnen zeigten einen PSS-10-Score von ≥ 19 und fielen somit in die Kategorie „gestresst“. Es wurden bisher 36 Patientinnen in die SG und 54 in die KG eingeschlossen. Der mittlere PSS-Wert war 23,8 (SD 3,7) bzw. 9,6 (4,2). In der SG fielen ein signifikant höherer maternaler BMI [30,9 (5,5) versus 27,2 (4,5), p = 0,002], Geburtsgewichtsperzentile [63,3 (25,7) vs. 49,7 (24,5), p = 0,025] sowie Neugeborenen Kopfumfang [35,3 (1,2) vs. 34,7 (1,3)], p = 0,036] auf. Des Weiteren zeigten sich folgende signifikante Unterschiede zwischen SG und KG: „geplante“ Schwangerschaft (67% vs. 92%), Universitätsabschluss (52% vs. 75%), monatliches Netto-Haushaltseinkommen über 5000 € (36% vs. 61%), Gestationsdiabetes (14% vs. 2%), Geburtsmodus Sectio (47% vs. 16%).

Schlussfolgerung:

Schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Untersuchung zeigen sich signifikante Ergebnisse zwischen SG und KG für verschiedene Parameter. Besonders interessant wird sich der Bezug dieser Parameter auf die Auswertung der epigenetischen Analyse und die Daten des fetalen ANS gestalten.