Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607845
Poster
Mütterliche Erkrankungen (Präeklampsie, Diabetes mellitus etc)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der seltene Fall einer submesothelialen pseudotumoralen Deziduose in der Schwangerschaft

M Mottl
1   Krankenhaus Sachsenhausen, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Frankfurt am Main, Germany
,
J Rüger
1   Krankenhaus Sachsenhausen, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Frankfurt am Main, Germany
,
N Döhring
1   Krankenhaus Sachsenhausen, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Frankfurt am Main, Germany
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A Reitter
1   Krankenhaus Sachsenhausen, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Frankfurt am Main, Germany
,
Z Maden
1   Krankenhaus Sachsenhausen, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Frankfurt am Main, Germany
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Oktober 2017 (online)

 

Hintergrund:

Die Deziduose wurde erstmalig von A. Walker 1887 beschrieben, die Ursache ist noch unklar. Es handelt sich um eine durch die Schwangerschaft bedingte Umwandlung von vorbestehenden Endometrioseherden. Diese ektopen Dezidualzellen können in der Uterusserosa, Adnexen, Cervix, Peritoneum, Netz, Appendix, Zwerchfell, Leber, Milz, Darm, Nieren, Lymphknoten und gelegentlich im Lungengeweben nachgewiesen werden. Die Diagnose lässt sich nur durch eine immunhistologische Untersuchung stellen. Im Rahmen der physiologischen Uterusinvolution im Wochenbett bildet sich bei gleichem Ursprungsgewebe auch die Deziduose zurück. Es sind mehrere Fälle in der Schwangerschaft beschrieben mit massiven abdominalen Blutungen, welche nicht nur Komplikationen brachten sondern auch zum maternalen Tod führten.

Fallvorstellung:

Eine 36-jährige IIG IP stellte sich zur Geburtsplanung in der 32+4 SSW vor. Anamnestisch wurde in der Schwangerschaft ein Gestationsdiabetes diagnostiziert. In der Vorgeschichte ist eine primäre Sektio und eine Magen By Pass OP von Bedeutung. Im Bereich der alten Kaiserschnittnarbe lässt sich ein, in der aktuellen Schwangerschaft neuaufgetretener mobiler Tastbefund mit der Größe von 2 × 3 cm darstellen. Korrelierend zum Tastbefund zeigt sich sonografisch ein unilokulärer, scharfberandeter Herdbefund von 28 × 12 × 15 mm, mit verstärkter Vaskularisation. Dieser blieb im Verlauf größen konstant. Es erfolgte die Exzision des Befundes im Rahmen einer primären Re-Sektio auf Wunsch in der 39. SSW. Dabei kam es zu einer leicht verstärkten Blutung im Gewebe um die Exzisionsstelle. In der immunhistologischen Untersuchung wurde eine submesotheliale pseudotumorale Deziduose festgestellt. Es gab keine intra- oder postoperativ Komplikationen. Sonografisch konnten keine weiteren Deziduosen dargestellt werden. Im MRT 6 Monate postpartal ließen sich keine weiteren Herde nachweisen.

Zusammenfassung:

In dem vorgestellten Fall gehen wir davon aus das eine Verschleppung von Dezidualzellen durch den ersten Kaiserschnitt stattgefunden hat.

Deziduosen in der Schwangerschaft sind eine seltene aber gefährliche Erkrankung. Daher ist eine sonografische Kontrolle im Verlauf und ggf. ein radiologisches Screening postpartal empfohlen. Es kann zu intrabdominellen Blutungen kommen, dies kann zu einer maternalen Gefährdung führen. Die Lokalisationen der Deziduosen können den gesamten Abdominal- und Thorakalbereich einschließen, die endgültige Diagnose kann nur histologisch und immunhistochemisch gesichert werden.