Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607844
Poster
Mütterliche Erkrankungen (Präeklampsie, Diabetes mellitus etc)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Seltene Differentialdiagnosen des akuten Abdomens in der Gravidität

A Wieland
1   Klinik Hallerwiese, Gynäkologie und Geburtshilfe, Nürnberg, Germany
,
J Petrich
1   Klinik Hallerwiese, Gynäkologie und Geburtshilfe, Nürnberg, Germany
,
E Hollatz-Galuschki
1   Klinik Hallerwiese, Gynäkologie und Geburtshilfe, Nürnberg, Germany
,
F Kainer
1   Klinik Hallerwiese, Gynäkologie und Geburtshilfe, Nürnberg, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Inzidenz des akuten Abdomens in der Schwangerschaft beträgt 1:500 – 635. Ursächlich können jegliche geburtshilfliche & nicht-geburtshilfliche Differentialdiagnosen sein, wie z.B. Uterusruptur, vorzeitige Plazentalösung, HELLP-Syndrom, Chorioamnionitis, ovarielle Torsion sowie akute Appendizitis, akute Cholezystitis, Pankreatitis, Darmverschluss, peptisches Ulcus oder Harnwegsinfekt. Es sollte immer auch an seltene Ursachen gedacht werden. Zur Veranschaulichung werden im Folgenden klinische Fälle aufgeführt.

Fallbeispiele:

33-jährige II. Gravida 30+3 SSW mit Fieber, abdominellem Schmerz, Schüttelfrost sowie einem Entzündungswertanstieg. Im MRT ergab sich der Verdacht auf inkarzerierte Appendices epiploicae.

Vorstellung 32-jährige I. Gravida mit bekannter Endometriose 36+4 SSW mit druckdolentem Abdomen & Übelkeit. Sonographisch reichlich freie Flüssigkeit. Bei boluspflichtiger Bradykardie ohne Erhohlung Durchführung Notsectio. Diagnose Blutung aus Endometrioseherd an der Uterushinterwand bei Adnex-Darmkonglumerattumor.

29-jährige I. Gravida 27+0 SSW mit Übelkeit, Erbrechen & Unterbauchschmerz sowie einem Entzündungswertanstieg. Im Verlauf progrediente Schmerzen sowie Abwehrspannung. Diagnose bei explorativer Längslaparotomie: perforierte akute retrozökale Appendizitis. Entlassung bei Wohlbefinden. Wiedervorstellung mit vorzeitigen Wehen 30+0 SSW. Spontanpartus.

Ergebnis:

Insgesamt zeigt sich eine erschwerte Diagnostik des akuten Abdomens während der Gravidität. Zum einen durch das häufige unspezifische Vorkommen verschiedener Symptome, zum anderen durch physiologische & anatomische Veränderungen in der Schwangerschaft. Hinzu kommt eine Zurückhaltung bezüglich diagnostischer Maßnahmen wie der Computertomografie oder explorativer chirurgischer Intervention. Zu bedenken ist, dass eine Verzögerung der Diagnosestellung der größte Einflussfaktor auf Morbidität & Mortalität ist & somit zu einer Gefährdung von Mutter & Fetus führt. Eine Änderung des diagnostischen Vorgehens in der Gravidität sollte daher vermieden werden. Die abdominelle Sonografie ist das diagnostische Verfahren der ersten Wahl & sollte primär eingesetzt werden. Zur Notfalldiagnostik oder bei inkonklusiver Sonografie kann die Computertomografie trotz seltener negativer Langzeitfolgen für das Kind nach korrekter Indikationsstellung eingesetzt werden. Bei Verfügbarkeit sollte auf die Magnetresonanztomografie zurückgegriffen werden. Ebenso können chirurgische Maßnahmen zur Diagnostik & Therapie mit durchgeführt werden.

Schlussfolgerung:

Abschließend zeigt sich, dass sowohl die differentialdiagnostische Einbeziehung seltener Ursachen als auch der indikationsgerechte Einsatz diagnostischer Maßnahmen entscheidend für das Wohl von Mutter & Kind sind.