Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607842
Poster
Mütterliche Erkrankungen (Präeklampsie, Diabetes mellitus etc)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diffuse Knochenmarksinfiltration eines Magenkarzinoms diagnostiziert in der Schwangerschaft: Ein Fallbericht

AM Bellou
1   Universität Bonn, Spezielle Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Bonn, Germany
,
J Blieninger
2   Universität Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Bonn, Germany
,
K Mayer
2   Universität Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Bonn, Germany
,
U Gembruch
1   Universität Bonn, Spezielle Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Bonn, Germany
,
WM Merz
1   Universität Bonn, Spezielle Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Bonn, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Methoden:

Aufgrund des Mangels an Frühsymptomen erfolgt die Diagnose des Magenkarzinoms in der Regel in fortgeschrittenen Stadien. Das schwangerschaftsassoziierte Magenkarzinom ist sehr selten. Wir berichten von einer Patientin mit ossär metastasierten Magenkarzinoms in fortgeschrittener Schwangerschaftswoche.

Ergebnisse:

Die 30-jährige Gravida 2 Para 1 wurde uns in der 22. Schwangerschaftswoche mit starken Rückenschmerzen zugewiesen. Die Laborergebnisse zeigten eine leichte Thrombozytopenie und Anämie, erhöhte LDH und niedriges Haptoglobin. In der Abdomensonografie und Magnetresonanztomografie des Abdomens fiel eine Splenomegalie und suspekt vergrößerte Lymphknoten um die Porta hepatis, auf. Die Knochenmarkpunktion wies eine deutliche Myelofibrose mit atypischen Tumorzellclustern nach. Die Diagnose des Magenkarzinoms wurde schließlich durch die Gastroskopie gestellt. Histologisch handelte es sich um ein HER2neu, PD-L1 und MSI negatives Adenokarzinom. Das CA19 – 9 war deutlich erhöht (32,921 IE/ml). Eine palliative Chemotherapie mit Paclitaxel mono weekly wurde initiiert. Zur fetalen Überwachung erfolgten regelmäßige Biometrie- und Doppleruntersuchungen. Eine beginnende Wachstumsretardierung fiel ab der 28. Schwangerschaftswoche auf. Nach 6 Zyklen Paclitaxel mono weekly und rückläufigem CA19 – 9 verschlechterte sich der Allgemeinzustand der Patientin (rezidivierend febrile Neutropenien). Er erfolgte die Umstellung auf FLOT (5-FU, Leucovorin, Oxaliplatin, Docetaxel). In der 32. Schwangerschaftswoche, drei Wochen nach dem ersten FLOT Zyklus, wurde die Schwangerschaft per Sectio caesarea beendet, mit Partus eines vitalen Neugeborenen mit gutem Apgar und pH-Wert (weiblich, 1.600 g, 39. Perzentile). Der postnatale Verlauf war unauffällig. Die perioperative Pausierung der Chemotherapie führte zum Tumorprogress, mit Lungen- und Lebermetastasierung. Zwei Wochen postsectionem erfolgte der nächste FLOT-Zyklus, und nach vier Zyklen insgesamt konnte eine partielle Remission erreicht werden. Insgesamt erhielt die Patientin sechs Zyklen FLOT. Bei ansteigendem CA19 – 9 und progredienten Metastasen in Lunge und Leber, sowie Pleura- und Peritonealkarzinose, erhielt die Patientin 2 Zyklen FLOFIRI und einen letzten Zyklus Taxol/Carboplatin bevor sie an den Folgen Ihrer Erkrankung starb.

Schlussfolgerung:

Das metastasierte Magenkarzinom in der Schwangerschaft ist außerordentlich selten und erfordert einen interdisziplinären Überwachsungs- und Therapieansatz. Behandlungsentscheidungen müssen individuell erfolgen, wobei der mütterliche Wunsch auf Erhalt der Schwangerschaft, das Gestationsalter, das fetale Wohlbefinden und die Dringlichkeit der Behandlungseinleitung berücksichtigt werden müssen.