Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607835
Poster
Mütterliche Erkrankungen (Präeklampsie, Diabetes mellitus etc)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akute Aortendissektion in der Schwangerschaft – Managing the risks

M Kreft
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Switzerland
,
J Rüegger
2   Spital Männedorf, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Männedorf, Switzerland
,
D Mayer
3   Spital Fribourg, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Fribourg, Switzerland
,
T Pfammatter
4   UniversitätsSpital Zürich, Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie, Zürich, Switzerland
,
R Zimmermann
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Switzerland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Kardiale Erkrankungen sind eine der häufigsten Ursachen für die maternale Mortalität (2,31/100.000). Obwohl die Inzidenz einer akuten Aortendissektion (AAD) insgesamt niedrig ist, stellt sie ein potentiell lebensbedrohliches Ereignis dar. Die Hälfte aller AAD treten im 3. Trimester auf.

Methodik:

Wir präsentieren einen Fall einer AAD einer schwangeren Patientin aus unserer Klinik.

Ergebnisse:

Eine 29-jährige Primipara mit soweit unauffälligem Schwangerschaftsverlauf stellte sich bei 40+2 SSW an einem Klinikum der Peripherie mit einem scharfen Schmerz zwischen den Schulterblättern und hypertonen Blutdruckwerten bis 170/100 mmHg vor. Es wurde unmittelbar ein CT durchgeführt, welches eine Typ B Aortendissektion (TBAD) mit einer Dissektionsmembran kaudal der A. subclavia links bis in die A. iliaca communis zeigte. Eine antihypertensive Therapie wurde begonnen und die Schwangere ohne Verzögerung ins Zentrumsspital verlegt. Die bevorzugte Therapie einer TBAD ist die konservative Therapie mittels Antihypertensiva und therapeutischer Antikoagulation. Chirurgische Interventionen werden notwendig, wenn Komplikationen wie eine Aortenruptur oder eine Minderdurchblutung auftreten. In einem interdisziplinären Approach wurde entschieden, zunächst die zügige Sectio caesarea unter Vollnarkose nach Legen eines Zugangs in der rechten Femoralarterie durchzuführen, um von kardiochirurgischer Seite von dort jederzeit eingreifen zu können. Es wurde ein gesundes Mädchen mit initial leichten Anpassungsstörungen geboren. Das postoperative CT zeigte erweiterte Darmschlingen und verengte viszerale Gefäße. Eine daraufhin durchgeführte Manometrie zeigte normale Perfusionsverhältnisse der Organe. Im Rahmen der radiologischen Intervention Durchführung einer Embolisation der Ae. uterinae aufgrund einer trotz Uterotonikagabe weiterhin bestehenden Uterusatonie und Notwendigkeit einer therapeutischen Antikoagulation zur Therapie der TBAD.

Eine transiente multifaktoriell bedingte mittelschwere akute Niereninsuffizienz sowie eine respiratorische Insuffizienz konnten postoperativ erfolgreich konservativ behandelt werden. Nachfolgende CTs zeigten stabile Verläufe.

In der genetischen Mutationsanalyse konnte eine heterozygote ACTA2-Mutation festgestellt werden, welche mit dem familiären thorakalen Aortenaneurysma mit Dissektion (TAAD) assoziiert ist. Aufgrund der positiven Familienanamnese hinsichtlich Aortendissektionen bestätigte sich damit die klinische Verdachtsdiagnose einer TAAD.

Schlussfolgerung:

Eine AAD ist eine seltene aber ernstzunehmende klinische Situation bei einer Schwangeren. Eine AAD während der Schwangerschaft ist mit einer maternalen Mortalität von 30% und einer fetalen von > 50% beim Feten assoziiert. Eine korrekte Interpretation der klinischen Symptome, unmittelbare diagnostische Untersuchungen und die sofortige Einleitung einer adäquaten Behandlung in einem interdisziplinären Team sind lebensrettend für Mutter und Kind.