Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607824
Poster
Mütterliche Erkrankungen (Präeklampsie, Diabetes mellitus etc)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Adipositas in der Schwangerschaft – Auswirkungen auf den Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettverlauf sowie das kindliche Outcome

S Artus
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Krankenhaus Barmherzige Brüder – Klinik St. Hedwig, Regensburg, Germany
,
B Seelbach-Göbel
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Krankenhaus Barmherzige Brüder – Klinik St. Hedwig, Regensburg, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Vergleich des Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettverlaufs sowie des kindlichen Outcome von Schwangeren mit Normalgewicht und Adipositas.

Methodik:

Als Datengrundlage der retrospektiven Studie dienten 27754 Einlingsgeburten in der Klinik St. Hedwig von 2000 bis 2015. Die Einteilung in die Kategorien Normalgewicht (BMI 18,5 – 24,9 kg/m2) und Adipositas (BMI ≥30 kg/m2) erfolgte anhand des maternalen BMI bei Erstuntersuchung in der Schwangerschaft.

Ergebnis:

Der Anteil adipöser Schwangerer stieg im Untersuchungszeitraum an und erreichte ein Maximum von 13,1% im Jahr 2015. Sowohl in der BMI-Kategorie Normalgewicht als auch in der Kategorie Adipositas lag das maternale Alter bei Entbindung im Mittel bei 31,2 Jahren. Adipöse Frauen waren gegenüber normalgewichtigen signifikant häufiger von Aborten (23,2% vs. 19,1%), Gestationsdiabetes mellitus (18,5% vs. 5,3%), Gestationshypertonie (6,7% vs. 1,3%) und Präeklampsie (4,4% vs. 1,5%) betroffen. Auch Kaiserschnitte (33,7% vs. 21,1%), Frühgeburten (15,1% vs. 11,7%), Geburtseinleitungen (33,7% vs. 20,4%), grünes Fruchtwasser (11,3% vs. 8,3%) und Schulterdystokien (0,7% vs. 0,3%) traten unter den Studienteilnehmerinnen der höheren BMI-Kategorie signifikant häufiger auf. Im Vergleich zur Referenzgruppe war der Anteil der Large-for-Gestational-Age-Kinder (16,5% vs. 7,8%), der Verlegungen auf die neonatologische Station (21,1% vs. 14,8%) und der perinatalen Mortalität (1,0% vs. 0,6%) unter den Kindern adipöser Patientinnen signifikant gesteigert. Apgar-Werte kleiner als acht Punkte nach der fünften (4,4% vs. 2,9%) und der zehnten Lebensminute (1,6% vs. 1,0%) sowie pH-Werte kleiner als 7,1 (3,1% vs. 2,1%) und 7,0 (0,5% vs. 0,2%) im Nabelarterienblut wurden unter den Neugeborenen adipöser Frauen signifikant häufiger festgestellt als unter denen normalgewichtiger Frauen. Die Rate der nicht-stillenden Mütter zeigte sich unter adipösen Wöchnerinnen im Vergleich zum Referenzkollektiv als signifikant erhöht (25,8% vs. 15,3%).

Schlussfolgerung:

Adipositas in der Schwangerschaft ist mit gravierenden negativen Folgen für Mutter und Kind während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett assoziiert. Angesichts der steigenden Prävalenz maternaler Adipositas muss in der Geburtshilfe zunehmend ein Bewusstsein für die Problematik geschaffen werden, um adäquat auf die gesteigerte Komplikationsrate in dieser Patientengruppe vorbereitet sein zu können. Präventiv sind Maßnahmen zur Beratung und Behandlung adipöser Frauen mit Kinderwunsch notwendig.