Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607816
Poster
Mütterliche Erkrankungen (Präeklampsie, Diabetes mellitus etc)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kardiovaskuläre Reaktionsdynamik nach komplikationsfreien Schwangerschaften versus Schwangerschaften mit assoziierten Komplikationen (Präeklampsie)

K Schmid-Zalaudek
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Physiologie, Graz, Austria
,
V Kolovetsiou-Kreiner
2   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Austria
,
I Pfniß
2   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Austria
,
M Rokov
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Physiologie, Graz, Austria
,
MG Mörtl
3   Klinikum Klagenfurt, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Perinatalzentrum, Klagenfurt, Austria
,
I Papousek
4   Karl-Franzens Universität Graz, Institut für Psychologie, Graz, Austria
,
HK Lackner
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Physiologie, Graz, Austria
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Schwangerschaftskomplikationen wie die Präeklampsie oder der Gestationsdiabetes werden heute als Risikofaktoren für eine erhöhte Neigung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen im späteren Leben betrachtet. Anhand der reizbedingten Variation, der Zu- bzw. Abnahme oder dem Anstieg bzw. Abfall, einzelner kardiovaskulärer Parameter, die zusammenfassend die dynamische Anpassungsfähigkeit des kardiovaskulären Systems abbilden, lassen sich pathogene Abläufe identifizieren. Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung der kardiovaskulären Reaktionsdynamik von Patientinnen nach Präeklampsie und Frauen nach gesunder Schwangerschaft im Vergleich zu Frauen ohne vorangegangene Schwangerschaft zur Identifikation möglicher Unterschiede und Risikofaktoren.

Methode:

Während der Anwendung eines kognitiven Stressparadigmas erfolgte die simultane und synchrone Aufzeichnung eines hochauflösenden EKGs, des nicht-invasiven kontinuierlichen Blutdrucks sowie der Impedanzkardiografie. Basierend auf aktuellen Ergebnissen, welche die Herzfrequenz als besonders sensiblen Indikator transienter psychischer Prozesse ausweisen, wurde die Herzfrequenz während der Phasen (i.) Ruhe-1 (Baseline), (ii.) Antizipation (Reaktivität) und (iii.) Ruhe-2 (Erholung) untersucht. Für die statistischen Analysen wurden die jeweiligen Differenzwerte (Delta-HR – als Abweichung von der Baseline) herangezogen (ANOVA mit Messwiederholung). Analog wurde hinsichtlich des Blutdrucks verfahren.

Ergebnis:

Die Analyse der Daten von insgesamt 96 Frauen (24 nach Präeklampsie, 36 nach gesunder Schwangerschaft und 36 ohne vorgehende Schwangerschaft) ergab signifikante Unterschiede in der Reaktionsdynamik zwischen den Gruppen. Während bei gesunden, vormals zumindest fünf Jahre nicht-schwangeren Frauen auf die übliche Zunahme der Herzfrequenz als Reaktion auf den Stressor eine deutliche Abnahme im Sinne der Erholung erfolgte, zeigten Frauen 16 Wochen post partum eine deutlich geringere Reaktivität, hingegen einen signifikanten Anstieg der Delta-HR, der auf eine verminderte Erholung hinweist (p < 0,01). Die deutliche Abnahme, die nach Beendigung eines Stressreizes üblicherweise auftritt, fehlte bei den Gruppen der Frauen nach Schwangerschaft post partum somit nicht nur, im Gegenteil, es zeigte sich sogar eine weitere Zunahme. Die Analyse des Blutdrucks ergab ähnliche Ergebnisse und verwies zudem auf einen nach wie vor erhöhten Blutdruck bei Patientinnen mit Präeklampsie.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse zeigen signifikante Unterschiede in der kardiovaskulären Reaktionsdynamik nach Schwangerschaft. Sechzehn Wochen postpartum ist die kardiovaskuläre Erholungsfähigkeit im Vergleich zu Frauen ohne vorgehende Schwangerschaft noch deutlich vermindert und verweist auf eine anhaltende und somit erhöhte physiologische Stressbelastung.