Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607811
Poster
Mütterliche Erkrankungen (Präeklampsie, Diabetes mellitus etc)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Insulinpumpe – ein Muss bei Schwangerschaften mit Typ 1 Diabetes?

F Hauffe
1   St. Joseph Krankenhaus, Berlin, Germany
,
L Sedlazek
1   St. Joseph Krankenhaus, Berlin, Germany
,
R Fauzan
1   St. Joseph Krankenhaus, Berlin, Germany
,
A Schohe
1   St. Joseph Krankenhaus, Berlin, Germany
,
D Scholle
1   St. Joseph Krankenhaus, Berlin, Germany
,
C Klapp
2   Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany
,
KA Scherer
2   Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany
,
W Henrich
2   Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany
,
M Abou-Dakn
1   St. Joseph Krankenhaus, Berlin, Germany
,
U Schäfer-Graf
1   St. Joseph Krankenhaus, Berlin, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Frauen mit Typ1 Diabetes wird bei Kinderwunsch oder in der Frühschwangerschaft oftmals eine Umstellung von einer intensivierten Insulintherapie (ICT) auf eine Insulinpumpe (CSII) empfohlen. Die bisherige Studienlage bezüglich der potenziellen Vorteile der CSII in Bezug auf Schwangerschaftsverlauf und -ausgang ist jedoch limitiert. Eine Meta-Analyse aus 2016 umfasste nur 154 Entbindungen. Ziel unserer Studie war es zu untersuchen, ob sich durch die Insulinpumpe ein besseres Outcome erreichen lässt im Vergleich zu ICT.

Methodik:

Retrospektiv wurden Daten von 260 Typ 1 Diabetikerinnen mit insgesamt 299 Entbindungen erhoben, die zwischen Januar 2010-Mai 2017 in 2 Perinatalzentren entbunden wurden. 148 (49,5%) der Frauen gingen mit ICT in die Schwangerschaft, 151 (50,5%) mit Insulinpumpe. Bei 33 Schwangerschaften erfolgte ein Wechsel von ICT zu Pumpe während der Schwangerschaft.

Ergebnisse:

Die Frauen mit ICT unterschieden sich nicht von Frauen mit Pumpe hinsichtlich Parität (1,73 vs. 1,53, p = 0,093), präkonzeptionellem BMI (24,2 vs. 24,9 kg/m2, p = 0,159) oder Gewichtszunahme (15,8 vs. 16,6 kg, p = 0,3), jedoch in der Diabetesdauer (11,8 vs. 16,1 Jahre, p ≤ 0,001). Präkonzeptionell, sowie in jedem Trimenon, war der HbA1c unter ICT nicht signifikant höher als bei Pumpeneinstellung: präkonzeptionell: 7,5 vs. 7,2%, p = 0,24; 1. Trimenon: 7,01 vs. 6,6%, p = 0,07, II. Trimenon: 6,3 vs. 6,2%, p = 0,31; III. Trimenon: 6,4 vs. 6,2%, p = 0,24). Präeklampsie trat bei 7,8 vs. 10,3% (p = 0,5) der Schwangeren auf. 24,3 vs. 18,5% (p = 0,22) der Neugeborenen wurden vor der vollendeten 37 Schwangerschaftswoche (SSW) geboren. Das Geburtsgewicht lag bei ICT signifikant niedriger als bei CSII (3387 vs. 3658 g, p = 0,001), der Unterschied in der LGA-Rate war jedoch nicht signifikant. (34,8 vs. 42,9%, p = 0,16). Die Raten an neonataler Hypoglykämie sowie Verlegungen in die Kinderklinik unterschieden sich nicht. Eine Totgeburt trat bei 3/115 (2,6%) unter ICT und 2/184 (1,1%) unter CSII auf. Schwangere mit Wechsel von ICT zu Pumpe in der Frühschwangerschaft (n = 33) hatten signifikant höhere präkonzeptionelle HbA1c Werte (7,1 vs. 7,7, p = 0,03) als bei Pumpentherapie bereits vor der Konzeption (n = 155). Im 1.,2. und 3. Trimenon erreichten beide Gruppen jedoch ähnliche HbA1c Werte. Das Outcome war nicht signifikant unterschiedlich.

Schlussfolgerung:

In unserer Studienpopulation wurde durch eine Insulinpumpe im Vergleich zu ICT weder eine bessere Stoffwechseleinstellung noch ein besseres Outcome erreicht. Es besteht keine Evidenz für eine Überlegenheit der Insulinpumpe, wenn mit ICT eine gute Einstellung erzielt werden kann. Wenn dies nicht möglich ist, hat die Umstellung in der Schwangerschaft keinen Nachteil, obwohl die Frauen sich in relativ kurzer Zeit mit der Handhabung der CSII Technik vertraut machen müssen.