Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607795
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Infektionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie wirken sich die in der Geburtshilfe verwendeten Medikamente Betamethason, Indomethacin und Fenoterol auf den Aktivierungszustand von neonatalen und maternalen Monozyten aus

S Koch
1   Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg- St. Hedwig, Regensburg, Germany
,
W Ernst
1   Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg- St. Hedwig, Regensburg, Germany
,
B Seelbach-Göbel
1   Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg- St. Hedwig, Regensburg, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Escherichia coli ist der zweithäufigste Erreger einer frühen neonaten Sepsis (engl. Early-onset sepsis). Bei Frühgeborenen mit einem geringen Geburtsgewicht (engl. very-low-birth-weight infants) ist Escherichia coli sogar hauptverantwortlich für eine frühe Sepsis, welche zudem mit einer hohen Mortalität assoziiert ist. Bei infektionsbedingten Frühgeburten werden in der Klinik neben Antibiotika Glukokortikoide zur Lungenreifung und Tokolytika zur Wehenhemmung eingesetzt. Monozyten spielen eine zentrale und essentielle Rolle bei der Bekämpfung von Infektionen. Sie bekämpfen Mikroben direkt über die Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies und Phagozytose. Monozyten aktivieren zudem T Zellen über Antigenpräsentation und steuern die Immunantwort durch die Ausschüttung verschiedener Zytokine.

In dieser Studie wurden die Einflüsse von Betamethason, Indomethacin und Fenoterol auf den Aktivierungszustand (Expression von Aktivierungsmarkern) und die Zytokinausschüttung von maternalen und neonatalen Monozyten während einer Infektion untersucht.

Methodik:

Mononukleäre Zellen wurden mittels Dichtegradientenzentrifugation aus neonatalem und maternalem Blut isoliert. Die Zellen wurden in vitro mit Escherichia coli Lysat stimuliert, und mit Betamethason, Indomethacin und Fenoterol behandelt. Nach 24-stündiger Inkubation wurde die Expression von Aktivierungsmarkern mittels Durchflusszytometrie untersucht.

Ergebnis:

Anhand ihrer Aktivierungsmarkerexpression unterscheiden sich unstimulierte maternale und neonatale Monozyten nur geringfügig. Die Zugabe von Betamethason alleine führt ebenfalls nur zu einer geringfügigen Veränderung der Markerexpression nach Aktivierung der Zellen. Die Kombination von Glukokortikoid und einem der beiden Tokolytika hat jedoch einen markanten Einfluss auf den Aktivierungszustand von maternalen und neonatalen Monozyten. Zusätzlich wurde beobachtet, dass neonatale und maternale Monozyten in ihrer Markerexpression unterschiedlich auf die verwendeten Medikamente reagieren.

Schlussfolgerung:

Maternale und neonatale Monozyten unterscheiden sich im unstimulierten Zustand, d.h. in ihrer Grundexpression der untersuchten Aktivierungsmarker nur geringfügig voneinander, was auf einen relativ ähnlichen Phänotyp schließen lässt. Bei der Zugabe von Betamethason, Indomethacin und Fenoterol konnte man jedoch nicht nur eine Veränderung des Aktivierungszustandes bei den Monozyten erkennen, sondern auch, dass maternale und neonatale Zellen unterschiedlich reagieren. Diese unterschiedliche Reaktion deutet auf intrinsische Unterschiede bei neonatalen Monozyten hin, welche zu der höheren Anfälligkeit von Neonaten für Infektionen beitragen könnten. Zusätzliche Experimente sollten durchgeführt werden, um zu untersuchen, welche intrinsischen Unterschiede zwischen neonatalen und adulten Monozyten bestehen und ob auch die Funktionalität von neonatalen Monozyten durch die Gabe der Medikamente eingeschränkt wird.