Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607767
Poster
Fetale Überwachung (Auskultation, CTG, Dopplersonografie)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Analyse aktueller fetomaternaler Rhesus-D-Inkompatibilitäten

FL Schöpa
1   Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt, Rostock, Germany
,
M Bolz
1   Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt, Rostock, Germany
,
M Weippert-Kretschmer
2   Medizinisches Labor, Rostock, Germany
,
DM Olbertz
3   Klinikum Südstadt, Abt. Neonatologie und Neonatologische Intensivmedizin, Rostock, Germany
,
B Gerber
1   Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt, Rostock, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Trotz konsekutivem Rückgang erythrozytärer Alloimmunerkrankungen nach Einführung der flächendeckenden Rhesusprophylaxe sind der überwiegende Anteil aller Fälle von Morbus haemolyticus fetalis bzw. neonatorum durch Rh-D-Inkompatibilitäten bedingt. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Analyse möglicher aktueller Ursachen für eine Immunisierung.

Methodik:

Durch Präsentation aktueller Kasuistiken (2015 – 2017) eines Perinatalzentrum Level I mit mehr als 3000 Geburten im Jahr erfolgt die Darstellung des prä- und postnatalen Verlaufes sowie eine kritische Überprüfung.

Ergebnis:

Im betrachteten Zeitraum wurden 8 Schwangerschaften mit irregulären Anti-D-Antikörpern identifiziert. Regelmäßige Titerverlaufskontrollen sowie die serielle dopplersonografische Beurteilung des Feten mit Bestimmung der cerebralen Flussgeschwindigkeiten stellen den Standard in der Schwangerschaftsbetreuung dar. Die fetale molekulargenetische Blutgruppenbestimmung aus maternalem Plasma ermöglicht eine individuelle Risikoabschätzung.

Das Spektrum des kindlichen Outcome variierte beim Vorliegen einer Rh-D-Inkompatibilität vom milden Morbus haemolyticus neonatorum mit leichter Hyperbilirubinämie über eine sich entwickelnde neonatale Spätanämie bis hin zur schweren fetalen Anämie mit wiederholten intrauterinen Transfusionen.

Identifizierte Ursachen für eine Sensibilisierung waren mögliche exzessive fetomaternale Hämorrhagien bei vorausgegangenen Geburten mit Risikofaktoren ohne Kontrolle der ausreichenden Dosierung des postpartalen Anti-D-Immunglobulins, in einem Fall die unzureichend durchgeführte Rhesusprophylaxe trotz diagnostizierter fetomaternaler Makrotransfusion sowie die zunehmende Betreuung von Schwangeren mit Migrationshintergrund aus Ländern ohne standardisierte Rhesusprophylaxe. Die Fälle mit spontaner Immunisierung vor 28 vollendeten Schwangerschaftswochen (Zeitpunkt des 2. Antikörpersuchtestes) hätten bei fetalem Rh-D-Nachweis eventuell durch eine Anti-D-Immunglobulingabe im 2. Trimenon vermieden werden können.

Schlussfolgerung:

Fetomaternale Rh-D-Inkompatibilitäten sind sehr seltene Ereignisse, deren absolute Zahl durch Beachtung von Indikationen für eine sekundäre Prävention und die korrekte Durchführung der postpartalen Prophylaxe weiter gesenkt werden kann.