Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607766
Poster
Fetale Überwachung (Auskultation, CTG, Dopplersonografie)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwierige Differentialdiagnose: Schocknieren versus Nierenvenenthrombose bei Z.n. Asyphyxie

A Uebler
1   Unimedizin Mainz, Neonatologie, Mainz, Germany
,
J Winter
1   Unimedizin Mainz, Neonatologie, Mainz, Germany
,
R Beetz
2   Unimedizin Mainz, Pädiatrische Nephrologie, Mainz, Germany
,
M Schwind
3   Unimedizin Mainz, Kinderchirurgie, Mainz, Germany
,
E Mildenberger
1   Unimedizin Mainz, Neonatologie, Mainz, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Hintergrund:

Bei Z.n. Asphyxie ist das Auftreten von Schocknieren mit einer Inzidenz von 50% beschrieben. Differentialdiagnostisch schwierig davon abzugrenzen ist die neonatale Nierenvenenthrombose, bei der die Asphyxie einen beschriebenen Risikofaktor darstellt.

Fallbericht:

Neugeborenes von 40+6 SSW, Geburt per eiliger Sectio bei pathologischem CTG. Im Rahmen einer vorzeitigen Plazentalösung und Mekoniumaspiration kam es zu einer perinatalen Asphyxie (NapH 7,13, APGAR 0/2/3; niedrigster pH 6,70; BE-29 mmol/l). Die Patientin wurde über ca. 25 Minuten kardiopulmonal reanimiert, intubiert, Spannungspneumothoraces beidseitig drainiert und der Kreislauf durch EK-Gabe (initialer Hb 6,1 g/dl) und eine Adrenalindauerinfusion stabilisiert. Es wurde eine Hypothermiebehandlung initiiert. Im Verlauf entwickelten sich eine persistierende pulmonale Hypertension, die über 7 Tage mit einer NO-Therapie behandelt wurde, eine disseminierte intravasale Gerinnung, die mit Thrombozytenkonzentraten und AT-III-Verabreichung therapiert wurde, als auch eine akute Niereninsuffizienz mit Anurie und Makrohämaturie. Neben akuten Schocknieren dachten wir differentialdiagnostisch an eine neonatale Nierenvenenthrombose. Allerdings fehlte der typische Hinweis auf eine Widerstandserhöhung in den Aa. renales bds.. Es wurde eine Peritonealdialyse erforderlich (max. Kreatinin 4,83 mg/dl), die auch aktuell bei jetzt chronischer Niereninsuffizienz noch weitergeführt wird (Kreatinin 1,6 mg/dl).

Neurologisch zeigten sich 2 krampfverdächtige Ereignisse, die wir bei unauffälligem EEG und auch im Verlauf unauffälliger Neurologie im Rahmen einer Entzugssymptomatik werteten. Bei der U5 im Alter von 6 Monaten zeigte die Patientin einen altersentsprechenden entwicklungsneurologischen Befund.

Wir verlegten die Patientin am 30. Lebenstag zur weiteren Peritonealdialyse in eine externe Klinik.

Diskussion:

Differentialdiagnostisch ist in unserem Fall die Schockniere von einer neonatalen Nierenvenenthrombose abzugrenzen. In der Literatur findet man das gehäufte Auftreten eines akuten Nierenversagens bei Z.n. Asphyxie, was dem hypoxischen Zustand geschuldet ist. Auch hier kann es zu einer Makrohämaturie kommen. Laut Literatur korreliert das asphyktisch bedingte Nierenversagen mit einem schlechten neurologischen Outcome. Da bei unserer Patientin eine überraschend gute neurologische Entwicklung zu verzeichnen war, dachten wir differentialdiagnostisch an eine neonatale Nierenvenenthrombose, die ebenfalls nach asphyktischen Zuständen beschrieben ist.

Schlussfolgerung:

Wir sahen ein Neugeborenes mit Z.n. perinataler Asphyxie und schwerwiegenden Komplikationen, bei der das akute Nierenversagen im Vordergrund stand. Differentialdiagnostisch kommt bei sich schnell erholenden Organsystemen eine neonatale Nierenvenenthrombose eher in Frage als hypoxisch bedingte Schocknieren.