Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607754
Poster
Klinisch praktische Geburtshilfe (Vaginale Geburt, Sektio, Notfälle)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Basis für eine bestmögliche praktische Geburtshilfe wird schon im Hebammenstudium gelegt. Eine optimierte Ausbildungsqualität in Praxis- Akademiepartnerschaften kann die perinatale Versorgung positiv beeinflussen

KB Tritten Schwarz
1   Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, Disziplin Geburtshilfe, Bern, Switzerland
,
P Graf
2   ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Institut für Hebammen, Department Gesundheit, Winterthur, Switzerland
,
M Senn
3   Inselspital, Universitätsspital Bern, Frauenklinik, Bern, Switzerland
,
R Ingold
4   Hirslanden Bern AG, Salem-Spital, Gebärabteilung, Bern, Switzerland
,
D Eichenberger zur Bonsen
1   Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, Disziplin Geburtshilfe, Bern, Switzerland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Trägt eine strukturierte und wertschätzende Ausbildungskultur zwischen Praxisinstitutionen (PI) und Hochschulen (HS) zu einer optimierten Ausbildungsqualität bei und verbessert damit die praktische Geburtshilfe?

Methodik:

Zentrale Punkte für ein erfolgreiches gemeinsames Wirken in der Ausbildung von Hebammen sind der Theorie-Praxistransfer, sich beteiligen in der Eignungsabklärung zur Studiumszulassung, entwickeln von Lehrmitteln und Qualifikationsinstrumenten für die Praxis und die Akademie, als auch das Evaluieren der gegenseitigen Verpflichtungen und weiterentwickeln der Ausbildungsstandards.

Ergebnis:

Damit die erfolgreiche Verzahnung der beiden Lernorte verbessert wird, sind die Unterschiede zwischen dem Hochschulsetting und dem beruflichen Arbeitsumfeld zu verringern. Hierzu wird das Konzept „Collective Impact“ herangezogen, welches fünf zentrale Elemente einer gelungenen Zusammenarbeit definiert. Lösungen für eine koordinierte Aufgabenteilung sind zu finden, um Unterschiede in finanziellen Prozessen, Zielen, Kulturen und Prioritäten zu überbrücken. In evaluierten „Akademie – Praxis – Partnerschaften“ (APP) bestätigen rund 55% der Befragten günstige Effekte in der Umsetzung. Strukturierte Kooperationen können sowohl begünstigende als auch hindernde Faktoren mit Auswirkungen auf die Ausbildungsqualität beinhalten z.B. Kommunikation, Entscheidungsfindungsprozesse oder fehlende finanzielle Mittel, was auch die Qualität der perinatalen Versorgung beeinflussen kann. Die in Verträgen strukturierte Akademie-Praxis-Partnerschaft werde als sehr sinnvoll eingeschätzt, ist aus der aktuellen Qualitätserhebung zu entnehmen und sie ermögliche eine koordinierte und realisierte praktische Ausbildung von Hebammenstudierenden. Das Modell „Cognitive Apprenticeship“ trage massgeblich dazu bei, dass Studierenden ihre Berufsbefähigung erlangen, doch die Implementierung von evidenzbasiertem Wissen werde als besondere Herausforderung erlebt. Aktuelle Ergebnisse spiegeln die täglichen Herausforderungen im Praxisalltag, sodass neue Themen nur zögerlich Einzug fänden, so zum Beispiel das Konzept „Klinisches Assessment“. Alle involvierten Akteure bestätigen, dass zyklische Qualitätsgespräche wichtig seien, um an gemeinsam definierten Zielen zu arbeiten und dadurch eine konstruktive Lehr-Lernatmosphäre geschaffen werde.

Schlussfolgerung:

Beide Lernorte arbeiten an einer Ausbildungskultur, welche einerseits die Ausbildungsqualität steigert und anderseits auch günstige Auswirkungen auf eine optimierte perinatale Versorgung haben kann. HS und PI sollten in Zukunft noch enger zusammenarbeiten, um spezifische Profile an der Schnittstelle von Akademie und Praxis weiter zu schärfen und den Nachwuchs bei den Mitarbeitenden mit doppelten Kompetenzprofilen zu fördern. Nebst den Auswirkungen von Praxis-Akademie Partnerschaften, müssten jene Faktoren beschrieben werden, die zu einer optimierten perinatalen Versorgung beitragen, was weitere Studien bedingt.