Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607753
Poster
Klinisch praktische Geburtshilfe (Vaginale Geburt, Sektio, Notfälle)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Implementierung eines Algorithmus zur Behandlung der postpartalen Hämorrhagie: Einfluss auf das mütterliche Outcome bei schwerer PPH nach Spontanpartus

JJ Ries
1   Universitätsspital Basel, Geburtshilfe, Basel, Switzerland
,
L Jeker
2   Universität Basel, Medizinische Fakultät, Basel, Switzerland
,
M Neuhaus
2   Universität Basel, Medizinische Fakultät, Basel, Switzerland
,
T Girard
3   Universitätsspital Basel, Anaesthesie, Basel, Switzerland
,
I Hösli
1   Universitätsspital Basel, Geburtshilfe, Basel, Switzerland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Der Algorithmus des „D-A-CH Consensus Group PPH” wurde entwickelt um ein neues standardisiertes Vorgehen bei der Behandlung der PPH zur Verfügung zu stellen und wurde im Januar 2012 am Universitätsspital Basel eingeführt. Diese Untersuchung hat zum Ziel die Effizienz dieses Algorithmus zu prüfen.

Methodik:

Wir haben eine retrospektive Studie zwischen 2009 und 2014 bei einer Gesamt-Geburtenzahl 13385 durchgeführt. 319 Patientinnen mit Spontangeburt und einem Blutverlust von > 1000 ml wurden eingeschlossen: davon 176 in der Interventionsgruppe (IG) nach Einführung (2012 – 2014) und 143 in der Kontrollgruppe (CG) vor der Einführung des Algorithmus (2009 – 2011). Wir haben die mütterlichen und geburtshilflichen Charakteristika, die verschiedenen Interventionen und das klinische Outcome in den 2 Gruppen verglichen. Primäres Outcome war der geschätzte Blutverlust, die EK-Transfusionsrate, Verlegung auf die Intensivstation und der Hb-Wert 2 Tage pp. Zusätzlich haben wir das Durchführen der einzelnen Interventionen und die Zeitspanne seit Geburt angeschaut.

Ergebnis:

Die beiden Gruppen zeigten keinen signifikanten Unterschied bzgl. mütterliche und geburtshilfliche Charakteristika inklusive der Ursachen für eine PPH. Wir konnten ebenfalls keinen signifikanten Unterschied finden bezüglich geschätzter Blutverlust, EK-Transfusionsrate, Verlegung auf die Intensivstation und Hb-Wert 2 Tage pp. Ein Blutungsstopp konnte in der IG signifikant schneller erreicht werden.

Wir haben Folgendes bei den Interventionen beobachtet: gleiche Anwendungshäufigkeit und mittlere Dosis von Syntocinon, vermehrte Gabe von Sulproston und Tranexamsäure, weniger Gabe von Misoprostol. Gleichzeitig öftere Anwendung der ROTEM mit weniger Gabe von Fibrinogen, jedoch ohne statistische Signifikanz. Ein Bakri-Ballon wurde signifikant öfter eingelegt. Insgesamt haben die meisten Interventionen jeweils früher stattgefunden, wenn auch nicht statistisch signifikant.

Schlussfolgerung:

Nach Einführen des Algorithmus wurde eine größere Auswahl an Interventionen in kürzerer Zeit durchgeführt. Wir konnten keinen statistisch signifikanten Unterschied finden bzgl. geschätzter BV, EK-Transfusionsrate, Verlegung auf die Intensivstation und Hb-Wert 2 Tage pp.

Möglicherweise ist dies bedingt durch eine Unterschätzung des BV Einführung des Algorithmus und Verbesserung danach. Das sensibilisierte Personal hat wahrscheinlich in der IG schneller reagiert, was den Unterschied wieder aufwog.

Wir schließen daraus dass der „D-A-CH Consensus Group PPH”-Algorithmus ein nützliches Mittel ist um stufenweise an die PPH heranzugehen und eine verzögerte Behandlung zu vermeiden, sowie eine ausführliche Dokumentation zu unterstützen.

Die definitiven Daten der statistischen Analyse liegen uns noch nicht vor (Einbezug der Daten von 2009 und 2010, sowie statistische Untersuchung mit propensity score).