Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607724
Poster
Klinisch praktische Geburtshilfe (Vaginale Geburt, Sektio, Notfälle)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verlegungsmanagement nach abgebrochener außerklinischer Geburt – Bestandsaufnahme für den Zeitraum 2015 – 2016 in Jena

U Schneider
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Arbeitsbereich Pränatale Diagnostik und Fetale Physiologie, Jena, Germany
,
S Jaekel
2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Germany
,
N Liebers
3   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Jena, Germany
,
E Schleußner
2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Beim Vergleich der für Thüringen geltenden Angaben im QUAG Bericht 2015 und den Verlegungs- und Komplikationszahlen der Abteilung Geburtshilfe des Universitätsklinikums Jena (UKJ) fallen Diskrepanzen auf, die Anlass zu einer aktuellen Bestandsaufnahme des Verlegungsmanagements bei außerklinisch begonnener Geburt in unsere Klinik geben.

Methodik:

Anhand der Geburtsdokumentation wurden die Verlegungszahlen und Outcomedaten außerklinisch begonnener (abG) und im UKJ beendeter Entbindungen der Jahrgänge 2015 und 2016 ausgewertet. Als primäre Qualitätsmarker wurden die Verlegungsraten, Hypothermieraten und die erweiterte perinatale Mortalität (Versterben < 1 Lebensjahr in Zusammenhang mit Geburtskomplikationen) erhoben.

Ergebnisse:

Die Gesamtrate der in Jena abG lag 2015 bei 7,0%, 2016 bei 9,5%. Die absolute Zahl pränataler Verlegungen stieg um 75% (von 12 auf 20), 7 bzw. 14 davon Para 0. Insgesamt 8 Frauen und 5 Kinder wurden im Zeitraum p.p. bzw. p.n. verlegt (1 Kind verstorben). Im Kollektiv sind 4 geburtshilfliche Katastrophen zu verzeichnen (intrauterine Asphyxie nach vorzeitiger Plazentalösung im Z.n. Sectio/postnatal verstorben; intrauteriner Fruchttod bei IUGR in der 37. SSW, nicht erkannt im Rahmen der nichtärztlichen Mutterschaftsvorsorge; schwerste Schulterdystokie im Geburtshaus bei einem Kindsgewicht von 5120 g/hypoxisch-ischaemische Encephalopathie; Verlegung bei Armvorliegen und Nabelschnurvorfall, schwerste Asphyxie/verstorben im 5. Lebensmonat.). Die erweiterte perinatale Mortalität liegt bei 4/268 abG und damit im Untersuchungszeitraum bei 1,49%. 4/8 Hypothermiefällen in 2016 entstammen dem Verlegungskollektiv. 59,4% der Entbindungen erfolgten spontan, 15,8% vaginal-operativ und 25% per sectionem. Der häufigste Verlegungsgrund war mit 74% die Angabe ‚protrahierter Geburtsverlauf‘.

Schlussfolgerung:

Die Rate abG liegt in Jena deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Die im QUAG Bericht 2015 angegebenen Mortalitätszahlen für Thüringen geben nicht die Realität wieder. Die Zunahme der Verlegungszahlen geht fast ausnahmslos auf Erstgebärende zurück. Die Spontangeburtenrate nach extern diagnostiziertem ‚protrahiertem Verlauf‘ zeigt, dass in der überwiegenden Zahl dieser Fälle das erweiterte Spektrum der Interventionen in der klinischen Geburtshilfe die natürliche Geburt erst ermöglicht hat. Die Wahrscheinlichkeit einer Vollnarkose bei Sectio ist nach Verlegung jedoch etwa doppelt so hoch wie im Abteilungsdurchschnitt (50 vs. 26%). Die Verlegungsrate liegt in Jena zwischen 12 – 16%, die Sectiorate bei begonnener außerklinischer Geburt bei 3%.