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DOI: 10.1055/s-0037-1607696
Die Weichen werden schon in der Frühschwangerschaft gestellt: HbA1c zu verschiedenen Zeitpunkten der Schwangerschaft und Outcome bei Frauen mit präexistenten Diabetes mellitus
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Fragestellung:
Eine ungenügende Blutzuckereinstellung während der Schwangerschaft ist bei einem präexistentem Diabetes mellitus (DM) mit einem erhöhten Risiko für maternale, fetale und neonatale Komplikationen assoziiert. Eine Optimierung der Blutzuckereinstellung stellt eine große Herausforderung dar und kann häufig nicht während der ganzen Schwangerschaft erreicht werden. Wir untersuchten, ob der HbA1c zu verschiedenen Zeitpunkten der Schwangerschaft einen unterschiedlichen Einfluss auf den Schwangerschaftsverlauf und -ausgang hat.
Methodik:
Retrospektiv wurden Daten von 435 Diabetikerinnen (488 Entbindungen), die zwischen Januar 2010-Mai 2017 in 2 Perinatalzentren entbunden wurden, erhoben. 299 Typ 1 DM und 189 Typ 2. Der HbA1c wurde präkonzeptionell, im 1., 2. und 3. Trimenon bestimmt. Fetale Biometriedaten wurde mit 20 – 24, 28 – 32, 32 – 36 und > 36 Schwangerschaftswochen (SSW) erfasst.
Ergebnisse:
Das mittlere Alter bei Entbindung betrug 32,2 ± 5,4 Jahre, Parität 1,9, BMI vor der Schwangerschaft 27,7 ± 6,4 kg/m2 und durchschnittliche Diabetesdauer 11,1 ± 8,7 Jahren. Der HbA1c verbesserte sich im Verlauf der Schwangerschaft von präkonzeptionell 7,29% auf 6,71%, 6,15% und 6,18%. Ein fetaler Abdominalumfang (AU) > 90. Perzentile bei 28 – 32, 32 – 36 und > 36 SSW war mit einem höheren HbA1c in jedem Trimenon assoziiert. Präkonzeptionelle HbA1c Werte, sowie aus dem I. und II. Trimenon zeigten keinen signifikanten Einfluss auf einen AU> 90. Perzentile bei 20 – 24 SSW.
Auftreten nein vs. ja HbA1c |
Präeklampsie (n = 38/488, 7,8%) |
Makrosomie (n = 170/488, 34,8%) |
Neonatale Hypoglykämie (n = 152/481, 31,6%) |
Totgeburt (n = 7/488) |
Präkonzeptionell (%) |
7,3 vs. 7,6, p = 0,4 |
7,1 vs. 7,6, p = 0,007 |
7,1 vs. 7,6, p = 0,017 |
7,3 vs. 7,4 |
1. Trimenon (%) |
6,7 vs. 6,8, p = 0,8 |
6,5 vs. 7,0, p = 0,001 |
6,6 vs. 7,0, p = 0,009 |
6,7 vs. 7,7 |
2. Trimenon (%) |
6,1 vs. 6,4, p = 0,1 |
6,0 vs. 6,5, p =< 0,001 |
6,0 vs. 6,5, p =< 0,001 |
6,1 vs. 6,6 |
3. Trimenon (%) |
6,2 vs. 6,2, p = 0,9 |
6,0 vs. 6,5, p =< 0,001 |
6,0 vs. 6,5, p =< 0,001 |
6,2 vs. 6,8 |
HbA1c |
Entbindung > 37SSW (n = 390/488, 79,9%) |
Entbindung 34 – 37SSW (n = 66/488, 13,5%) |
Entbindung < 34SSW (n = 32/488,6,6%) |
P-Wert |
Präkonzeptionell (%) |
7,1 |
8,0 |
7,9 |
0,001 |
1. Trimenon (%) |
6,6 |
7,3 |
7,7 |
< 0,001 |
2. Trimenon (%) |
6,0 |
6,6 |
6,9 |
< 0,001 |
3. Trimenon (%) |
6,1 |
6,6 |
7,0 |
< 0,001 |
Die Bestimmung eines HbA1c Cut-offs im 3. Trimenon für ein erhöhtes Risiko an Makrosomie (Geburtsgewicht > 90. Perzentile) ergab einen kontinuierlichen Anstieg der Makrosomie-Rate von 20,9% bei HbA1c < 5,8%, 27,0% bei 5,8 – 5,99%, 36,7% bei 6,0 – 6,19% und 48,0% bei > 6,2% (p < 0,001).
Schlussfolgerung:
Der Einfluss der Blutzuckereinstellung auf das Auftreten von Präeklampsie scheint limitiert. Ein hoher HbA1c wirkt sich jedoch auch im 1. und 2. Trimenon hochsignifikant negativ auf Makrosomie, neonatale Hypoglykämie und Frühgeburtlichkeit aus. Das gilt auch für den präkonzeptionellen Wert. Um eine Makrosomie-Rate < 20% zu erreichen, muss der HbA1c im 3. Trimenon < 5,8% liegen.