Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607689
Vorträge
Klinisch praktische Geburtshilfe II
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asphyxie und therapeutische Hypothermie im klinischen Alltag

S Hütten
1   Städtisches Klinikum Frankfurt-Höchst, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Frankfurt, Germany
,
R Schlößer
2   Universitätsklinik Frankfurt, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Frankfurt, Germany
,
L Schrod
1   Städtisches Klinikum Frankfurt-Höchst, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Frankfurt, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Hintergrund:

Die therapeutische Hypothermie ist eine etablierte Behandlung von Neugeborenen mit einer hypoxisch-ischämischen Enzephalopathie. Dennoch ist die Indikation im Einzelfall nicht immer klar.

Methode:

In zwei Perinatalzentren Level I wurden alle Kinder aus 10 Jahren mit der Diagnose „Asphyxie“ (ICD P21.-) retrospektiv anhand ihrer Behandlungsunterlagen untersucht. Aus dem Gesamtkollektiv wurden drei Gruppen isoliert und verglichen. Die erste Gruppe bestand aus Patienten, deren Nabelschnurwerte den Kriterien für Asphyxie entsprachen (pH< 7 und BE >-16). Zusätzlich war ihr 5 min-APGAR < 5 und sie wurden reanimiert (intubiert beatmet). Die zweite Gruppe bestand aus Patienten, deren Nabelschnurwerte ebenfalls pathologisch waren, deren APGAR bei 5 min jedoch ≥5 war; die Patienten der dritten Gruppe hatten „normale“ Nabelschnurwerte, mussten jedoch bei APGAR < 5 reanimiert (intubiert beatmet) werden. Untersuchungsparameter waren Neurologie bei Aufnahme in die Kinderklinik (klinisch, aEEG, EEG oder Schädelsono), ob sie gekühlt wurden und wie ihr Outcome bei Entlassung war (klinisch oder in einer apparativen Untersuchung).

Ergebnisse:

Von insgesamt 295 Neugeborenen mit der Diagnose „Asphyxie“ wurden 19 in die erste Gruppe, 27 in die zweite und 20 in die dritte Gruppe eingeordnet (22,3% des Gesamtkollektivs). 18 der 19 Kinder der ersten Gruppe waren bei Eintritt auffällig und wurden gekühlt. Vier von ihnen starben und fünf weitere hatten bei Entlassung einen neurologisch-pathologischen Befund. Nur ein Drittel der Kinder der zweiten Gruppe war bei Eintritt auffällig, acht wurden gekühlt und sechs (22%) waren schließlich bei Entlassung pathologisch. In der dritten Gruppe waren acht der 20 Kinder (40%) zu Beginn auffällig, 10 wurden jedoch tatsächlich gekühlt. 20% der Kinder zeigten bei Entlassung neurologische Auffälligkeiten.

Schlussfolgerung:

Die Indikation zur Hypothermie ist immer eindeutig, wenn die laborchemischen Kriterien und der APGAR eindeutig pathologisch sind. Kinder mit schlechtem APGAR-Wert, aber „normalen“ Nabelschnurwerten haben relativ gesehen häufiger neurologische Auffälligkeiten nach Geburt und werden häufiger gekühlt als Kinder mit „schlechten“ Nabelschnurwerten, aber besseren APGAR-Werten. Das Outcome dieser beiden letzten Gruppen ist jedoch annähernd gleich.