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DOI: 10.1055/s-0037-1607655
Folgen deutsche Neugeborene den Wachstumskurven von „Intergrowth”? – Ein Vergleich korrespondierender Daten aus Hessen und eine Motivation zu angepassten Wachstumskurven
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Fragestellung:
Anhand der Hessischen Perinatalerhebung wollten wir feststellen, inwieweit deutsche Neugeborene den „INTERGROWTH-21st Project Newborn Standard References“ entsprechen, oder es sinnvoller wäre, „angepasste Wachstumskurven“ zu benutzen.
Methodik:
Um die Übereinstimmung der hessischen Geburtsgewichte mit „Intergrowth“ zu prüfen, wurden Datensätze von problemlosen Schwangerschaften mit vergleichbaren Kriterien wie in Intergrowth für einen Vergleich herangezogen. Zusätzlich wurden mit Daten der Hessischen Perinatalerhebung 2000 – 2012 „customized growth charts” für Deutschland erstellt.
Ergebnisse:
Von 802783 Schwangerschaften zwischen 2000 und 2015 wurden 235 918 Datensätze von Einlingsschwangerschaften nach vergleichbaren Normkriterien von Intergrowth ausgewählt, davon waren allerdings nur 0,7% der Kinder unter der 3. Perzentile, aber 7,0% über der 97. Perzentile jeweils nach Intergrowth Standards.
Die Kinder < 3. und > 97. Perzentile nach Intergrowth mussten in 361/1000 bzw. 66/1000 Lebendgeburten auf einer Neugeborenen-Station aufgenommen werden, in der selektierten Gesamtpopulation war die Rate 63/1000. Die perinatale Mortalität innerhalb Hessens betrug in diesen Gruppen 6/1000 und 0,3/1000 Lebendgeburten, in der Gesamtpopulation 0,24/1000.
Schlussfolgerung:
Diese Ergebnisse lassen an der Hypothese von „Intergrowth“ zweifeln, dass deren Anwendung klinisch überall gerechtfertigt ist. Die Verteilung von INTERGROWTH NEWBORN STANDARDS ist im Vergleich zu hier geborenen Kindern nach links verschoben und dieser „shift“ kann bei Anwendung mit erhöhter perinataler Morbidität und Mortalität verbunden sein. Weitere outcome-bezogene Forschung und ein prospektiver Vergleich von Daten mit Intergrowth und unseren neuen „customized growth charts“ sind erforderlich. Die Ergebnisse haben uns stimuliert, in Zusammenarbeit mit J. Gardosi deutsche „customized growth charts”, die auch die Ethnizität und biometrische Daten der Eltern und das Geschlecht des Kindes berücksichtigen, zu erstellen, die hier erstmals in Verlauf und Validität vorgestellt werden.