Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(08): 904-916
DOI: 10.1055/s-0037-1606161
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Implementierung und Validierung eines postoperativen Schmerzprotokolls für laparoskopische Eingriffe

L Stotz
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin
,
A von Heesen
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin
,
A Hamza
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin
,
I Juhasz-Böss
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin
,
C Gerlinger
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin
,
MP Radosa
2   Abteilung für Gynäkologie, Diakonie Krankenhaus Kassel, Kassel
,
EF Solomayer
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
24 August 2017 (online)

 

Einleitung/Falldarstellung:

Laparoskopische Operationsverfahren haben in den letzten Jahren in zahlreichen Fachdisziplinen rapide an Bedeutung gewonnen, so auch in der Gynäkologie. Viele Studien beschäftigen sich zurzeit mit Verfahren zur Reduktion postoperativer Schmerzintensitäten nach laparoskopischen Eingriffen.

Ziel dieser hier vorgestellten Studie war die Implementierung eines neu entwickelten Patientenfragebogens zur Erfassung der postoperativen Schmerzintensität nach laparoskopischen Eingriffen im Bereich der operativen Gynäkologie. Im Gegensatz zu Vorarbeiten andere Arbeitsgruppen, welche zur Erhebung des postoperativen Befindens ausschließlich die Schmerzintensität mittels visueller Analog-Skala verwenden, beinhaltet der hier vorgestellte Schmerzbogen einen multimodalen Ansatz. Dabei werden neben den postoperativen Schmerzen auch andere Parameter erhoben, welche Einfluss auf das postoperative Befinden haben können..

Methodik/Material:

In diese prospektive, klinische Beobachtungsstudie wurden allen Patientinnen eingeschlossen, welche sich im Zeitraum vom 23.02.2011 bis 27.06.2016 in der Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin des Universitätsklinikum des Saarlandes einer laparoskopischen Operation unterzogen. Vor Begin der Studie wurde in einem interdisziplinären Team bestehend aus Schmerzmediziner, Anästhesist und Gynäkologe ein Fragebogen zur multimodalen Erfassung des postoperativen Befindens nach laparoskopischen Operationen entwickelt. Alle Patientinnen erhielten postoperativ eine standardisierte Schmerztherapie gemäß eingriffsspezifischer klinikinterner Schmerzprotokolle. Es wurden drei, 24 und 48 Stunden postoperativ die Parameter abdominelle Schmerzen und Schulterschmerzen mittels visueller Analogskala (VAS: 0 (Min) bis 10 (Max)) erhoben. Zusätzlich wurden mittels Nominalskala (ja/nein) die Symptome Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit, sowie mittels Ordinalskala das Ausmaß der abdominellen Blähungen erfragt. Des Weiteren wurden die Patientencharakteristika (Alter (Jahren) und Body-Mass-Index (kg/m2)), sowie die chirurgischen Parameter (Operationsdauer (Minuten), Kohlenstoffdioxidverbrauch (Liter), Indikation zur Operation und Art der durchgeführten Laparoskopie, sowie Schwierigkeitsgrad der Operation nach Barakat) erfasst. Zur besseren Auswertbarkeit und Übersicht wurden die Parameter nicht nur aufgeschlüsselt in die drei Beobachtungszeitpunkte dargestellt, sondern auch als Gesamtscore über die gesamte Beobachtungszeit (Mittelwert aus Ergebnissen von 3, 24 und 48 Stunden) angegeben. Als Einschlusskriterien galten Alter > 18 Jahre und die Einwilligung zur Teilnahme an dieser Studie. Als Ausschlusskriterien wurden die fehlende Einwilligung, sowie ein unvollständig ausgefüllter Fragebogen gezählt.

Die erhobenen Daten wurden pseudonymisiert verschlüsselt. Die Datenerfassung erfolgte mit Pages (Version 5.6.2, Apple Inc.). Die statistische Auswertung erfolgte mittels SAS (Version 9.4). Die Nullhypothese wurde jeweils zum Signifikanzniveau alpha von 5% getestet. Stetige Variablen wurden mit einer einfaktoriellen Varianzanalyse und kategorialen Variablen mit dem Chi-Quadrat-Test analysiert.

Resultate/Ergebnisse:

Von 2488 verteilten Fragebögen wurden die Antworten von 1225 Patientinnen ausgewertet (Rücklaufquote 49%). Davon wurden 329 Fragebögen aufgrund unvollständig ausgefüllter Fragebögen oder intraoperativer Konversion zur Laparotomie aus der Analyse ausgeschlossen, so dass 896 Patientinnen in die finale Analyse mit eingingen. Patientinnen, welche auf Grund von Endometriose operiert wurden, zeigten in unserer Studie insgesamt einen erhöhtem Schmerzlevel, ebenso wie Patientinnen mit einem BMI < 25. Zu erwähnen ist zudem, dass kein Zusammenhang zwischen einem erhöhten Schmerzlevel und Ureterolyse, Adhäsiolyse sowie der Barakat-Einteilung festgestellt werden konnte.

Schlussfolgerung/Zusammenfassung:

Die Implementierung des beschriebenen multimodalen Patientenfragebogen ermöglicht eine standardisierte Erfassung des postoperativen Befindens nach gynäkologischen, laparoskopischen Operationen und daraus resultierend die Optimierung der postoperativen Schmerztherapie. Die erhobenen Daten ermöglichen die Identifizierung von Risikokollektiven für die Entwicklung hoher postoperativer Schmerzintensitäten (z.B. Patientinnen mit Endometriose oder BMI < 25 kg/m2), welche eine intensivierte postoperative analgetische Therapie benötigen. In dieser Studie wurde bewußt das Augenmerk auf das individuelle Empfinden der Patientinnen und nicht auf den Schmerzmittelbedarf gelegt.

In einem zweiten Schritt ist anhand der vorhandenen Daten die Entwicklung eines postoperativen Gesamtscores geplant (bestehend aus den Parametern abdominelle Schmerzen, Schulterschmerzen, Blähungen und Übelkeit), um das postoperativen Management weiter zu optimieren.