Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(08): 904-916
DOI: 10.1055/s-0037-1606159
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gelbe Hauszwiebel in der Sekundärprävention beim Mammakarzinom – in-vitro Studie

L Hafer
1   Universitätsfrauenklinik Klinikum Südstadt, Rostock
,
M Jung
1   Universitätsfrauenklinik Klinikum Südstadt, Rostock
,
P Marahrens
1   Universitätsfrauenklinik Klinikum Südstadt, Rostock
,
B Gerber
1   Universitätsfrauenklinik Klinikum Südstadt, Rostock
,
DU Richter
1   Universitätsfrauenklinik Klinikum Südstadt, Rostock
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
24 August 2017 (online)

 

Einleitung/Falldarstellung:

Seit Jahrhunderten wird der Hauszwiebel (Allium cepa) eine heilende Wirkung zugesprochen. Sie hat im Vergleich zu vielen anderen Gemüsesorten einen hohen Gehalt an Phytoöstrogen und Quercetin. Beides liegt in glykolysierter Form vor. In der vorliegenden Studie wurden verschiedene Extraktkonzentrationen aus der gelben Hauszwiebel hergestellt. Anschließend gelang es die Inhaltsstoffe der Extrakte chromatographisch zu analysieren. Darauf folgend wurden mögliche tumorhemmende Auswirkungen der Extrakte auf maligne Mammazellen (MCF 7) in-vitro und im Vergleich zum synthetischen Quercetin untersucht. Dieser interessante Aspekt soll klären, ob die Zwiebel in der komplementären Therapie des Mammakarzinoms Anwendung findet.

Methodik/Material:

  1. Herstellung zweier Zwiebelextrakte aus der gelben Hauszwiebel (EtOH- und H2O-Extrakte; Mikrowellenverfahren)

  2. Identifizierung und standardabhängige Semiquantifizierung von Quercetin mittels HPLC

  3. Immunhistochemischer Nachweis (IHC)des Rezeptorstatus der genutzten MCF7-Zellen (ERα und ERβ; PR),

  4. Testung der Extrakte auf Zellproliferation, Zytotoxizität und Zellviabilität mittels kolorimetrischer Assays (BrdU-, Neutralrot- und MTT-Assay; Fa. Roche)

Resultate/Ergebnisse:

In der HPLC konnte die zuckerfreie Verbindung Quercetin-Aglycon mithilfe eines Standards (Fa. Sigma) reproduzierbar im Ethanol-Extrakt identifiziert und semiquantifiziert werden. Das EtOH-Extrakt zeigte signifikante Hemmungen auf Metabolismus, Proliferation und Vitalität der MCF-7-Zellen. Ähnliche Auswirkungen, nur in geringerem Ausmaß, wurden beim H2O-Extrakt beobachtet. Eine leichte zytotoxische Wirkung des synthetischen Quercetins, in zwiebeläquivalente Konzentration, zeigte sich lediglich beim Neutralrot-Test. In den anderen o.g. Assays blieb eine inhibitorische Wirkung des synthetischen Quercetins aus.

Schlussfolgerung/Zusammenfassung:

Quercetin gehört zu den Flavonoiden und kommt in der Natur größtenteils an Glykoside gebunden vor. Die antimalignen Wirkungen der synthetischen Form wurden in vielen wissenschaftlichen Journalen beschrieben. In dem Zwiebel-Ethanol-Extrakt dieser Studie konnte die Grundsubstanz Quercetin-Aglycon eindeutig identifiziert und semiquantifiziert werden. Ihr Aglycon-Anteil ist im Vergleich zur Literatur recht hoch. Als Erklärung wird ein über die Zeit zunehmender Autolyseprozess für möglich gehalten, der für die Abspaltung der Zuckerreste sorgt. Die in-vitro Untersuchungen der Zwiebel-Extrakte auf die MCF 7- Zellen zeigen eine deutliche antitumorale Wirkung. Ursächlich dafür könnten die enthaltenen Quercetin-Derivate sein, die jedoch in synthetischer Form bei zwiebeläquivalenter Konzentration keine Wirkung hervorriefen. Möglich ist, dass dieser Effekt nur im Zusammenspiel der einzelnen Quercetin-Derivate auftritt. Die stärkeren Auswirkungen des Ethanol-Extrakts sind auf eine ausgiebigere Einengung während der Herstellung zurückzuführen.

Fazit:

Die aktuellen Resultate dieser Arbeit bilden eine Grundlage für eine Diskussion zur Rolle der Zwiebel in der Komplementärmedizin.