Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1606041
Workshops
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Männlichkeitskonstruktion, berufliche Orientierung und Depression – Vorläufige Ergebnisse einer mixed-method Studie

S Krumm
1   Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg
,
T Becker
1   Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg
,
L Reichhardt
1   Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg
,
E Sittenberger
1   Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg
,
P Beschoner
2   Universität Ulm, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ulm
,
H Gündel
2   Universität Ulm, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ulm
,
F Söhner
2   Universität Ulm, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ulm
,
M Panzirsch
3   Bezirkskrankenhaus Donauwörth, Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Donauwörth
,
K Frasch
3   Bezirkskrankenhaus Donauwörth, Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Donauwörth
,
R Kilian
1   Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Es finden sich Hinweise darauf, dass die Diagnose und Behandlung depressiver Erkrankungen bei Männern durch die Orientierungen an traditionellen Männlichkeitsvorstellungen negativ beeinflusst werden. Im Rahmen der vorliegenden Studie soll untersucht werden, welche Zusammenhänge zwischen Männlichkeitskonstruktionen, beruflichen Orientierungsmustern, Krankheitserleben und Krankheitsverhalten bei Männern mit depressiven Erkrankungen bestehen und welche Implikationen sich daraus für die Gestaltung von Therapieangeboten ergeben.

Methodik:

In einer Querschnittstudie werden 250 Männer mit depressiven Erkrankungen aus verschiedenen psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlungssettings im Hinblick auf Männlichkeitsvorstellungen, berufliche Orientierungsmuster, das Erleben depressiver Symptomatik, die Einstellung gegenüber psychischen Erkrankungen, Krankheitsverhalten und Behandlungszufriedenheit untersucht. Die Datenanalyse erfolgt mittels einer Kombination von latenter Profilanalyse (LPA), Strukturgleichungsmodellen (SEM) sowie qualitativen biografischen Interviews.

Ergebnisse:

Vorläufige Ergebnisse der LPA deuten darauf hin, dass eine Verbindung traditioneller Männlichkeitsvorstellungen mit hoher beruflicher Leistungsorientierung und ungünstigen beruflichen Problembewältigungsstrategien mit einer stärkeren Ausprägung depressiver Symptome sowie mit einer stärkeren Tendenz zur Stigmatisierung psychischer Erkrankungen und zur Verzögerung der Behandlungsinanspruchnahme einhergehen.

Schlussfolgerung:

Traditionelle Männlichkeitsorientierungen können die Behandlung depressiver Erkrankungen erschweren. Die Befunde sollen mittels biografischer qualitativer Interviews im nächsten Untersuchungsschritt hinsichtlich ihres subjektiven Sinngehalts und sich daraus ergebender Ansatzpunkte für Präventions- und Behandlungsangebote untersucht werden.