Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1606019
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Orthostasetest bei ischämischen Schlaganfallpatienten als Indikator Autonomer Dysregulation

T Dege
1   Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg
,
D Mackenrodt
1   Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg
2   Universitätsklinikum Würzburg, Neurologische Klinik und Poliklinik, Würzburg
,
J Hermanek
3   Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, Zürich
,
V Rücker
1   Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg
,
S Wiedmann
1   Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg
,
PU Heuschmann
1   Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Hintergrund:

Autonome Dysregulation (AD) ist ein wichtiger Pathomechanismus für kardiale Komplikation nach ischämischem Schlaganfall (IS). Der Orthostasetest (OT) wird häufig zur Objektivierung der autonomen Kreislaufregulation verwendet. Es liegen keine Daten zur Anwendung des OT bei Patienten mit akutem IS vor.

Methode:

Die Daten wurden im Rahmen der SICFAIL Kohortenstudie (Stroke Induced Cardiac Failure) erhoben und die Prävalenz sowie Determinanten kardialer Dysfunktion nach IS untersucht. Hierzu wurden kardiale Funktionsparameter sowie einen modifizierten OT als Maß der AD am Tag 1 – 4 nach IS erhoben. Dieser wurde bei einer Subgruppe von 30 Patienten am Folgetag zur Überprüfung der Retestreliabilität wiederholt. Multivariable logistische Regressionen wurden zur Identifizierung von Faktoren (Alter, Geschlecht, Herzinsuffizienz, Schlaganfallschwere), die mit der Durchführbarkeit und auffälligen OTs assoziiert waren, berechnet. Retestreliabilitätsmaße waren Cohens Kappa und Intra-Klassen-Korrelation (ICC).

Ergebnisse:

Unter den ersten 325 eingeschlossenen Patienten war bei 191 (58,7%) der OT durchführbar und bei 118 (61,7%) war dieser auffällig. Die logistische Regression zeigte eine signifikante Assoziation von NIHSS>= 4 (OR 0,34, 95% CI 0,21 – 0,55) und Alter (OR 0,97 95% CI 0,95 – 0,99) mit Durchführbarkeit. Ein auffälliger OT am Tag 1 – 4 nach IS war signifikant mit einem NIHSS >= 4 (OR 2,55, 95% CI 1,16 – 5,6) verbunden. Die unterschiedlichen Retestreliabilitäten für verschiedene Definitionen eines auffälligen OT zeigten keinen signifikanten Zusammenhang. Einzig der ICC für die Mittelwerte der systolischen Blutdruckunterschiede zwischen den Messungen betrug 0,495 (p < 0,035).

Schlussfolgerung:

Der OT war bei älteren und bei schwerer betroffenen Patienten nur bedingt akut nach IS durchführbar. Auffällige Ergebnisse im OT hingen nur mit dem Schlaganfallschweregrad zusammen. Zusätzlich stellt die schlechte Retestreliabilität den OT als Maß der AD im Akutstadium nach IS in Frage.