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DOI: 10.1055/s-0037-1606008
Übergewicht und Krebs – wie stark ist der Einfluss auf der Bevölkerungsebene?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
01. September 2017 (online)
Einleitung:
Übergewicht stellt neben Tabak- und Alkoholkonsum einen weiteren wichtigen Risikofaktor für die Entwicklung bösartiger Tumoren dar. Aufgrund der Zunahme seiner Prävalenz in der deutschen Bevölkerung bei gleichzeitigem Rückgang des Tabakkonsums dürfte seine Bedeutung noch zunehmen. Zur Abschätzung des Präventionspotentials haben wir daher den Anteil der dem Übergewicht zuschreibbaren Krebsneuerkrankungen in Deutschland berechnet.
Methoden:
Für die Berechnung der populationsattributablen Risiken (PAR) wurden Daten zum Übergewicht in der deutschen Bevölkerung aus der DEGS1-Studie des Robert Koch-Instituts, relative Risiken aus publizierten Meta-Analysen sowie Krebsinzidenzen des Zentrums für Krebsregisterdaten für das Jahr 2011 herangezogen. Als theoretisch minimales Risiko galt ein BMI von <= 21 kg/m2. Die PAR wurden geschlechtsspezifisch für die erwachsene Bevölkerung ab 35 Jahren berechnet.
Ergebnisse:
Etwa 9,7% aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland im Jahr 2011 können auf Übergewicht zurückgeführt werden. Die höchsten PAR zeigten sich für Tumore des Gebärmutterkörpers mit 52% sowie für Adenokarzinome der Speiseröhre mit 52% bei Frauen und 49% bei Männern. Aber auch für Nierenkrebs bei Frauen (38%), Leberkrebs bei Männern (39%) und Magenkrebs (Frauen 38%; Männer 35%) ergaben sich vergleichsweise hohe PAR. Die höchsten Zahlen absolut vermeidbarer Fälle ergaben sich für die Tumoren der weiblichen Brust (10074 Fälle ab einem Alter von 50 Jahren) und des Darms (Frauen: 3577 Fälle; Männer: 8532 Fälle) sowie für Tumoren des Gebärmutterkörpers (5822 Fälle).
Schlussfolgerungen:
Die Ergebnisse verdeutlichen das bestehende Präventionspotenzial hinsichtlich übergewichts-assoziierter Krebserkrankungen in Deutschland. Auch wenn die Vermeidung von Übergewicht in der gesamten Bevölkerung nicht realistisch erscheint, so unterstreichen die Zahlen, dass Übergewicht und Adipositas die Krankheitslast an einigen häufigen Krebserkrankungen wesentlich mit beeinflussen.