Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605998
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Determinanten für die Adhärenz bei Patienten mit Schizophrenie, schizoaffektiven und bipolaren Störungen

U Stentzel
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald
,
L Schulze
2   Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Greifswald
,
S Thea
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald
,
W Hoffmann
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald
,
HJ Grabe
2   Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Greifswald
,
N van den Berg
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

In Deutschland beträgt die 12-Monats-Prävalenz für Schizophrenie und schizoaffektiven Störungen 2,6%, für bipolare Störungen 1,5%. Die medikamentöse Behandlung ist ein zentraler Baustein in der Behandlung dieser Krankheiten. Nur 35 – 50% der Patienten mit Schizophrenie und bipolaren Störungen verhalten sich adhärent. Ziel dieser Analyse war die Identifizierung von Determinanten für die Medikamentenadhärenz.

Methoden:

Die Daten wurden der Baseline Erhebung der Tecla-Studie entnommen, in der untersucht wird, ob telemedizinische Interventionen die Adhärenz von schizophrenen und bipolaren Patienten verbessern können. Die Patienten wurden nach einer stationären Behandlung eingeschlossen. Die Adhärenz wurde mit dem Medication Adherence Report Scale (MARS-D, Score 5 – 25) gemessen. Der Mars-D wurde dichotomisiert in adhärentes Verhalten (Score = 25) und nicht-adhärentes Verhalten (Score < 25). Als mögliche Determinanten flossen Alter, Geschlecht, Bildung, Erwerbstätigkeit, Funktion, soziale Unterstützung und die Anzahl der Nebenwirkungen in eine logistische Regression ein.

Ergebnisse:

127 Patienten (Durchschnittsalter 42,4 Jahre (SD 12,9 Jahre)) wurden in die Analyse eingeschlossen, davon 57,7% Männer (n = 73). 106 Patienten hatten eine Diagnose Schizophrenie/schizoaffektive Störung, 27 eine bipolare Störung. Der MARS-D Score betrug im Durchschnitt 23,4 (SD 2,5, Median 24). 53,5% der Patienten (n = 68) hatten einen Score von < 25. Ein höheres Alter (OR 1,019, p < 0,0001), ein besseres Funktionsniveau (OR 1,021, p < 0,0001) und eine bessere soziale Unterstützung (OR 1,021, p < 0,0001) zeigten eine positive Assoziation mit der Adhärenz. Das weibliche Geschlecht (OR 0,637, p < 0,0001) und Erwerbstätigkeit (OR 0,630, p < 0,0001) waren negative Determinanten für die Adhärenz.

Schlussfolgerungen:

Einige Determinanten für eine bessere Adhärenz (Funktion und soziale Unterstützung) sind grundsätzlich beeinflussbar und könnten durch Interventionen unterstützt werden.