Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605994
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävalenz von Spätfolgen 6 Monate und 4 Jahre nach Infektion mit Escherichia coli O104:H4 im Jahr 2011

C Kronjäger
1   Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Epidemiologie, Kiel
,
I Aits
1   Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Epidemiologie, Kiel
,
S Schreiber
2   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Innere Medizin I, Kiel
,
U Kunzendorf
3   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Innere Medizin IV, Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Kiel
,
W Lieb
1   Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Epidemiologie, Kiel
,
S Plachta-Danielzik
1   Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Epidemiologie, Kiel
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

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Einleitung:

Im Mai–Juli 2011 kam es in Deutschland zu einem Ausbruch mit enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) des Serotyps O104:H4. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Prävalenz von Spätfolgen nach 6 Monaten und 4 Jahren bei EHEC-Patienten zu erheben.

Methodik:

Im Jahr 2011 wurden am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein insgesamt 604 EHEC-Patienten rekrutiert, denen 6 Monate und 4 Jahre nach der EHEC-Erkrankung ein standardisierter Fragebogen zu möglichen Spätfolgen sowie zur Lebensqualität zugeschickt wurde. Von 310 Patienten (Alter: 53,1 ± 14,8 Jahre) mit vom Arzt verifizierter EHEC-Diagnose lag zu beiden Zeitpunkten ein Fragebogen vor. Spätfolgen wurden definiert als Selbstangaben zu 11 verschiedenen Erkrankungen/Symptomen, wenn sie vor der EHEC-Infektion noch nicht bestanden, aber zum Zeitpunkt der Nachbefragungen vorlagen.

Ergebnisse:

6 Monate nach der Diagnose gaben 41,9% aller EHEC-Patienten an, an mindestens einer Spätfolge zu leiden; nach 4 Jahren waren es 41,6%. Zu den am häufigsten angegebenen Spätfolgen nach 6 Monaten zählten Abgeschlagenheit und Müdigkeit (29,0%), Störungen der Merk- und Leistungsfähigkeit (21,3%), Traurigkeit (11,0%), erhöhter Blutdruck (7,7%) sowie erhöhte Nierenwerte (6,1%). 4 Jahre nach Diagnose gab folgender Anteil der Befragten an, unter diesen Symptomen zu leiden: Abgeschlagenheit und Müdigkeit: 22,9%; Störungen der Merk- und Leistungsfähigkeit: 18,1%; Traurigkeit: 11,9%; erhöhter Blutdruck: 11,9%; erhöhte Nierenwerte: 2,9%.

Schlussfolgerung:

Wider Erwarten gab es keine signifikanten Unterschiede in der Anzahl an Patienten, die 6 Monate und 4 Jahre nach EHEC-Infektion unter mindestens einer Spätfolge litten. Bei einzelnen Spätfolgen ließ sich ein Rückgang der Prävalenz erkennen, bei anderen hingegen eine leichte Zunahme. Insgesamt muss jedoch auch die Inzidenz der abgefragten Symptome in der Normalbevölkerung berücksichtigt werden sowie der individuelle Verlauf der Spätfolgen in weiteren Analysen ausgewertet werden.