Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605980
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich psychosozialer Arbeitsbedingungen und Wohlbefinden bei Erwerbstätigkeit nach Renteneintritt

J Weber
1   Heinrich-Heine-Universität, Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Düsseldorf
,
A de Lange
2   HAN University of Applied Scienes, Department of Human Resource Management, Arnhem and Nijmegen
,
A Müller
1   Heinrich-Heine-Universität, Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Düsseldorf
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Gibt es vor dem Hintergrund unterschiedlicher Erwerbsbiografien von Männern und Frauen geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich psychosozialer Arbeitsbedingungen und Wohlbefinden bei Erwerbstätigkeit nach Renteneintritt?

Methoden:

Es handelt sich um eine longitudinale Studie, in der 784 Angestellte über 65 Jahre einer niederländischen Zeitarbeitsagentur für ältere Beschäftigte (23,5% weiblich) bei der ersten Befragungswelle befragt werden konnten. Ein Jahr später konnten 228 Teilnehmer (25,9% weiblich) erneut befragt werden. Neben demographischen und sozioökonomischen Variablen wurden Arbeitsanforderungen, Kontrolle im Sinne von Autonomie, emotionale Erschöpfung und Arbeitsengagement mithilfe von validierten Selbstbeurteilungsskalen erfragt.

Ergebnisse:

Weibliche Befragte gingen weniger Jahre einer bezahlten Beschäftigung vor ihrem 66. Lebensjahr nach, waren häufiger ledig, verwitwet oder geschieden, hatten ein geringeres Einkommen, aber auch weniger Arbeitsstunden/Woche während ihrer Beschäftigung nach Renteneintritt, als männliche Befragte. In der ersten Befragungswelle gaben Frauen weniger Kontrolle (U = 49564, p = 0,033) und höhere Arbeitsbelastungen (hohe Arbeitsanforderungen/geringe Kontrolle; U = 61609, p = 0,017) an. Hinsichtlich emotionaler Erschöpfung, Arbeitsanforderungen und Engagement gab es keine signifikanten Unterschiede. Mit der zweiten Befragungswelle nahm die emotionale Erschöpfung bei Männern ab und bei Frauen zu (t = 2,22, p = 0,027). Hinsichtlich des longitudinalen Trends von Arbeitsanforderungen, Kontrolle und Engagement gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Befragten.

Schlussfolgerungen:

Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass Frauen ungünstigere Arbeitsbedingungen bei Erwerbstätigkeit nach Renteneintritt erleben als Männer. Dies spiegelt sich jedoch nicht im Wohlbefinden bei der Arbeit wider. Allerdings gaben Frauen eher eine Zunahme und Männer eher einen Rückgang von emotionaler Erschöpfung an.