Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605973
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

CT Scans in der Nachsorge von Hodenkrebs – Fluch oder Segen?

AT Lehnich
1   Universitätsklinikum Essen, IMIBE, Essen
,
C Rusner
2   Radiologisches Zentrum Bärenkaree, Altenburg
,
E Bock
1   Universitätsklinikum Essen, IMIBE, Essen
,
R Katz
3   Maccabi Health Services, Tel Aviv
,
G Chodick
3   Maccabi Health Services, Tel Aviv
,
A Stang
1   Universitätsklinikum Essen, IMIBE, Essen
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

In aktuellen internationalen Leitlinien zur Behandlung von Keimzelltumoren wird zunehmend eine Surveillancestrategie nach erfolgter Orchiektomie empfohlen. Bei Hodenkrebs im klinischen Stadium I (CS I, etwa 60% der Fälle) umfasst die Surveillance vorrangig Computertomografien (CT) des Abdomen statt adjuvanter Therapie. Trotz Bedenken hinsichtlich der Strahlenbelastung beim CT haben nach unserer Kenntnis nur zwei bevölkerungsbezogene Studien aus Kanada und Deutschland die Anzahl der durchgeführten CTs während der Nachsorge untersucht.

Methodik:

Die Datenbank von Maccabi Health Services, der zweitgrößten Krankenversicherung in Israel mit 1 Mio. versicherten Männern, wurde über eine Verknüpfung mit dem Israelischen Krebsregister nach Hodenkrebsfällen, diagnostiziert 2003 – 2007, durchsucht. Daten zu diagnostischer Bildgebung einschließlich CTs von Thorax und Abdomen wurden für einen Follow-up Zeitraum von 5 Jahren für jeden Teilnehmer extrahiert. Die tatsächlich durchgeführte Bildgebung wurde mit der National Comprehensive Cancer Network (NCCN)-Leitlinie verglichen.

Ergebnisse:

Wir fanden 226 inzidente Hodenkrebsfälle. Von 147 Seminom-Fällen erhielten 47 (32%) nur Chemotherapie, 35 (24%) nur Strahlentherapie und 14 (9%) erhielten beides. Von 79 Nichtseminom-Fällen erhielten 53 (67%) nur Chemotherapie. 51 Seminom- und 26 Nichtseminom-Fälle befanden sich unter Surveillance. Für CS I-Fälle empfiehlt die NCCN-Leitlinie 7 – 8 Abdomen/Becken-CTs für Nichtseminom-Fälle unter Chemotherapie; wir fanden im Mittel 8,5 (SD 6,3). Im Vergleich zu 14 – 17 Abdomen/Becken-CTs für Fälle unter Surveillance (NCCN) fanden wir im Mittel 6,5 (SD 3,9) und 8,0 (SD 3,8) durchgeführte CTs bei Seminom- beziehungsweise Nichtseminom-Fällen.

Schlussfolgerungen:

Die Anzahl der CTs bei CS I-Patienten, die mit Chemotherapie behandelt wurden, entsprach den Leitlinien. Patienten unter Surveillance erhielten weniger als die Hälfte der empfohlenen CTs.