Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605964
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävalenz einer Mikroalbuminurie bei Personen mit normalem HbA1c ohne vorbekannten Diabetes mellitus: Ergebnis der LIFE-Erwachsenenstudie

M Zivkovic
1   Universität Leipzig, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Leipzig
2   Universität Leipzig, LIFE – Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, Leipzig
,
A Tönjes
2   Universität Leipzig, LIFE – Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, Leipzig
3   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Endokrinologie und Nephrologie, Leipzig
,
R Baber
2   Universität Leipzig, LIFE – Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, Leipzig
4   Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Leipzig
,
K Wirkner
2   Universität Leipzig, LIFE – Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, Leipzig
,
M Löffler
1   Universität Leipzig, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Leipzig
2   Universität Leipzig, LIFE – Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, Leipzig
,
C Engel
1   Universität Leipzig, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Leipzig
2   Universität Leipzig, LIFE – Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, Leipzig
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Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Seit 2010 empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft HbA1c als primären Diagnoseparameter des Diabetes mellitus (DM). Bei Werten < 5,7% gilt ein DM als ausgeschlossen, bei >= 6,5% als diagnostiziert. Im Zwischen- und Grenzbereich wird die zusätzliche Messung der Nüchternplasmaglukose (NPG) und/oder der Plasmaglukose 120 Minuten nach oraler Glukosebelastung (2hPG) empfohlen. In der vorliegenden Studie wurde die Prävalenz einer Mikroalbuminurie (MA) als Ausdruck einer beginnenden möglicherweise glucosestoffwechselbedingten Nephropathie in Abhängigkeit von NPG/2hPG bei erwachsenen Probanden (P) mit normalen HbA1c ohne vorbekannten Diabetes untersucht.

Methodik:

In der Basiserhebung der LIFE-Erwachsenenstudie, einer bevölkerungsbezogenen epidemiologischen Untersuchung der Leipziger Stadtbevölkerung, wurde bei 2688 P ohne anamnestisch vorbekannten DM (Alter 40 – 79 Jahre) HbA1c, NPG, 2hPG, sowie der Albumin/Kreatinin-Quotient im Urin (uAKQ) bestimmt. Eine MA wurde definiert als uAKQ > 20 mg/g bei Männern und > 30 mg/g bei Frauen.

Ergebnisse:

Bei 2431 P (90%) war der HbA1c < 5,7%. Unter diesen waren gemäß NPG/2hPG 1523 P (62,6%) normalwertig (NPG < 5,6 und 2hPG < 7,8 mmol/l), 863 P (35,5%) Prädiabetiker (NPG 5,6 – 6,9 u/o 2hPG 7,8 – 11,0) und 45 P (1,9%) Diabetiker (NPG >= 7,0 u/o 2hPG >= 11,1). Die MA-Prävalenzen waren n = 60/82/6 (3,9%/9,5%/13,3%) unter den Normalwertigen (N)/Prädiabetikern (PD)/Diabetikern (DM). Das Vorliegen eines PD/DM gemäß NPG/2hPG war in der adjustierten binär-logistischen Regressionsanalyse (Alter, Geschlecht, sysBD, HDL, LDL, Triglyceride) mit einer signifikant höheren MA-Prävalenz assoziiert (OR = 1,82; 95%CI 1,26 – 2,62; p = 0,001).

Schlussfolgerungen:

Personen ohne vorbekannten DM mit normalem HbA1c aber (prä)diabetischer Stoffwechsellage gemäß NPG/2hPG haben eine höhere MA-Prävalenz. Die klinische Bedeutung dieses Befundes für den aktuellen diagnostischen DM-Algorithmus muss in prospektiven Studien überprüft werden.