Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605950
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Früher anfangen: Gender und Diversity in der Kita mit Kindern zum Thema machen

L Hennig
1   Karl-Franzens-Universität Graz, Graz
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Obwohl zunehmend gender- und diversitybewusste Praxisforschungsprojekte in Kitas umgesetzt werden, verbleibt ein Mangel an Praxismaterialien in den Themenfeldern Vielfalt und Inklusion. Zudem fehlen heteronormativitätskritische Konzeptionen in der frühkindlichen Pädagogik, die einen Theorie-Praxis-Transfer ermöglichen und Adultismus als strukturelle Diskriminierungsform berücksichtigen.

Das von mir entwickelte gesellschaftspolitische Bildungsprojekt „Etablierung der Reflexion von Gender und Diversity in Kitas: Vielfalt und Familienformen“ schließt an das Berliner Bildungsprogramm an. Dieses Projekt bildete den Ausgangspunkt für die Untersuchungsfrage, wie Kinder in Kitas für die Auseinandersetzung mit Gender und Diversity motiviert werden können. Im Rahmen einer regelmäßig stattfindenen Werkstattarbeit in einer Berliner Inklusionskita wurden entlang einer Bottom-up-Strategie exemplarisch spielerisch-kreative, koedukative Angebote für Kinder ab 4 Jahren erprobt.

Einer selbstbestimmten Identitätsarbeit bei Kindern den Weg zu ebnen und das Konzept der Partizipativen Qualitätsentwicklung anzuwenden, bedeutet zudem, sie in ihrem Status als politische Subjekte ernst zu nehmen. Daher wurden alle Arbeitsprozesse im Anschluss daran in Fokusgruppen mit den teilnehmenden Kindern evaluiert und mithilfe symbolgestützter Arbeit systematisch transparent gemacht. Ergänzt wurde die kinderrechtsorientierte Methodik um Elternarbeit und diversitätsbewusste Netzwerkarbeit.

Die Untersuchungsresultate zeigen zusammengefasst auf, dass vorhandene Instrumente im Berliner Sozialwesen Kinderrechtsverletzungen mitverursachen und weder aus theoretischer, noch aus praktischer Perspektive den Unterstützungsbedarf von pädagogischen Fachkräften bei der Entwicklung von Handlungskompetenzen decken können. Der Einzelbeitrag bietet Einblicke in die Fotodokumentation des Praxisforschungsprojekts und zeigt auf, wie partizipative Gesundheitsförderung mit Kita-Kindern und deren Familien gelingt.