Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605933
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Betriebsärzte im Rehabilitationsprozess – Eine Querschnittsstudie zum betriebsärztlichen Handeln in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg

E Peters
1   Medizinische Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck
,
D Glomm
2   Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V., Landesverband Schleswig-Holstein
,
C Kallenberg
3   Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V., Landesverband Württemberg
,
S Voelter-Mahlknecht
4   Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung Tübingen, Tübingen
,
MA Rieger
4   Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung Tübingen, Tübingen
,
M Bethge
1   Medizinische Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Studien zeigen, dass durch Arbeitsmediziner koordinierte rehabilitative Strategien für langzeiterkrankte Arbeitnehmer die Dauer bis zur Rückkehr an den Arbeitsplatz und weitere Fehlzeiten deutlich reduzieren können. Für Deutschland gibt es kaum Studien zur betriebsärztlichen Beteiligung an Rehabilitationsprozessen und möglicher Determinanten einer solchen Beteiligung.

Methoden:

Mittels anonymer postalischer Befragung wurden Daten von betriebsärztlich tätigen Ärzten in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg in 2015/16 erhoben. Mit logistischen Regressionen wurde der Einfluss verschiedener Determinanten auf das betriebsärztliche Handeln vor, während und nach der Rehabilitation betreuter Arbeitnehmer geprüft.

Ergebnisse:

In die Analyse konnten 297 Teilnehmende (47% Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren (SD = 8,2) eingeschlossen werden, die im Mittel für 12 Unternehmen (SD = 17,1) tätig waren. 70% der Betriebsärzte unterstützten Beschäftigte bei der Beantragung einer medizinischen Rehabilitation. Die Hälfte hatte während einer Rehabilitation Kontakt zur Rehabilitationseinrichtung und 9 von 10 Betriebsärzten begleiteten Beschäftige nach der Rehabilitation bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz. Das unterstützende Handeln der Betriebsärzte im Zusammenhang mit Rehabilitation war signifikant größer, wenn Betriebsärzte sich mitverantwortlich für Rehabilitationsprozesse sahen, gut informiert waren und häufig am betrieblichen Eingliederungsmanagement beteiligt waren. 10% der betriebsärztlichen Tätigkeit entfiel auf Betriebliches Eingliederungsmanagement.

Schlussfolgerungen:

Die fehlende Präzisierung gesetzlicher Vorgaben zur Erforderlichkeit der Einbeziehung des Betriebsarztes in das betriebliche Eingliederungsmanagement erscheint wenig plausibel. Eine Präzisierung gesetzlicher Vorgaben könnte die Schnittstelle zwischen betriebsärztlicher und rehabilitativer Versorgung befördern.