Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605931
Poster
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berufsspezifische Häufigkeit der Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Thrombose und assoziierten Venenentzündungen

C Brendler
1   BAuA Berlin, Fachbereich Arbeit und Gesundheit, Berlin
,
F Liebers
1   BAuA Berlin, Fachbereich Arbeit und Gesundheit, Berlin
,
U Latza
1   BAuA Berlin, Fachbereich Arbeit und Gesundheit, Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Hintergrund:

Erkrankungen des venösen Systems sind häufig. In der Arbeitswelt führen neben chronischen auch akute Erkrankungen (z.B. Thrombose) zu vielen Fällen von Arbeitsunfähigkeit (AU). Bisher liegen keine berufsspezifischen AU-Statistiken zu akuten venösen Erkrankungen vor. Auf Basis von Sekundärdaten soll eine berufsspezifische Auswertung für Thrombose, Phlebitis und Thrombophlebitis (I80, ICD 10) vorgestellt werden.

Methodik:

Die Analyse basiert auf aggregierten Daten zur AU von 26,2 Mio. erwerbstätig Pflichtversicherten 2008 (15 – 64 Jahre). Stratifiziert nach Geschlecht werden altersstandardisierte Morbiditätsratios (SMR) für das Auftreten von AU-Fällen durch die Diagnose I80 in Berufen und Berufsgruppen berechnet (Referenzen: Bürofachkräfte 3,38 Mio. und qualifizierte Verwaltungsberufe 5,14 Mio. Beschäftigte).

Ergebnisse:

Aufgrund von Thrombosen und assoziierten Entzündungen wurden bei Männern 1,3 Fälle sowie 25 Tage und bei Frauen 1,7 Fälle sowie 26 Tage von AU pro 1.000 Beschäftigte über alle Altersklassen beobachtet. AU aufgrund von Venenerkrankungen nimmt mit dem Alter deutlich zu. Im Gegensatz zu AU aufgrund von Krampfadern sind Frauen von Thrombosen unwesentlich häufiger betroffen als Männer. AU-Fälle treten in den Berufsgruppen (nach Blossfeld) „gering qualifizierte manuelle Berufe“ (SMR ♂ 1,24 [1,17 – 1,31], ♀ 1,66 [1,54 – 1,79]), „qualifizierte manuelle Berufe“ (SMR ♂ 1,22 [1,15 – 1,29], ♀ 1,63 [1,46 – 1,81]) und „einfache Dienstleistungsberufe“ (SMR ♂ 1,10 [1,04 – 1,17], ♀ 1,41 [1,32 – 1,50]) am häufigsten auf. Besonders hervorzuhebende Berufe sind bei Männern Dreher und Feinmechaniker (jeweils SMR 1,7) und bei Frauen Fleischwarenhersteller (SMR 2,43) und Chemiewerker (SMR 2,05). Für die genannten Berufsgruppen und Berufe werden auch vermehrt Fälle von AU aufgrund von Krampfadern beobachtet.

Schlussfolgerung:

Venöse Erkrankungen sind in Berufen der Produktion und bei gering qualifizierten Beschäftigten überdurchschnittlich häufig. Berufsspezifische Präventionsansätze sollten hier erarbeitet werden.