Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605929
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mismatch der Gesundheitsressourcen von Menschen aus Afghanistan mit den Anforderungen im deutschen Gesundheitsbereich

S Harsch
1   Pädagogische Hochschule, Freiburg
,
UH Bittlingmayer
1   Pädagogische Hochschule, Freiburg
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die Immigration von über 1 Mio. Menschen mit Fluchterfahrungen (MmF) nach Deutschland (D) stellt neue Herausforderungen an die Gesundheits(G-)versorgung und -Förderung. Bessere Kenntnisse der Gesundheitsressourcen (GR) der MmF können zu einer Steigerung der Zufriedenheit der Akteure im Versorgungssystem und zu einer Stärkung der GR sowie des G-Standes von MmF führen. An der Gruppe der MmF aus Afghanistan (A) wird exploriert, welche GR (d.h. G-vorstellungen, -praktiken, und -kompetenzen) sie haben, welche Anforderungen an sie in D gestellt werden, und wie sich die GR verändern, um Interventionsansätze abzuleiten. Methode Grundlage für die inhaltsanalytische Analyse waren (i) 28 qualitative, semi-strukturierte Interviews mit Experten aus dem Gesundheitsbereich in A zur G-relevanten Aspekten; (ii) ein Abgleich der identifizierten GR mit den Empfehlungen des BMG sowie (iii) 4 Fokusgruppen mit MmF aus A in D zur Ermittlung ihre G-Ressourcen, die Anforderungen und die Veränderungen der GR.

Ergebnisse:

Verglichen mit A manifestieren sich G-Voraussetzungen, Determinanten, das System und die Barrieren zum System in D G-begünstigender. Während sich die Empfehlungen und Anforderungen in D auf den „professionel“ Sektor beschränken, kommt dem „popular“ und „folk“ Sektor in A die wichtigste Rolle zu. Eine geringe Health Literacy tritt bei MmF aus A in Bezug auf Wissen über Symptome, G-Verhalten, und G-Angebote gemäß der Schulmedizin auf. Allerdings werden die vorhandenen GR der MmF aus A im G-System und bei G-Förderungsangeboten kaum berücksichtigt. Die Veränderungen in den GR sind auf den Wandel des Kontexts, G-Systems, der Normen, des Einflusses von religiösen Autoritäten, Ansprechpartner, Entscheidungsträger und des Wissenszuwachs zurückzuführen.

Schlussfolgerungen:

Die Anerkennung der Stärken und Begrenzungen des G-System und der GR von MmF wie auch die Veränderungen der GR durch Migration sind essential für jegliche G-Versorgung und G-Förderungsansätze für MmF.