Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605928
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie plausibel ist die Erfassung von Bräunungssucht? – Ein multimethodischer Ansatz zur Evaluation eines neuen Instruments

K Diehl
1   Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheimer Institut für Public Health, Mannheim
,
T Görig
1   Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheimer Institut für Public Health, Mannheim
,
JJ Hillhouse
2   College of Public Health, East Tennessee State University, Department of Community and Behavioral Health, Johnson City
,
JL Stapleton
3   Rutgers Cancer Institute of New Jersey, Section of Population Science, Rutgers
,
R Greinert
4   Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention, Hamburg
5   Elbe Kliniken, Zentrum für Dermatologie, Buxtehude
,
S Schneider
1   Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheimer Institut für Public Health, Mannheim
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Ultraviolette (UV) Strahlung – sei sie natürlich oder künstlich – kann zu Hautkrebs führen. In Verbindung mit Solarien, einer Hauptquelle künstlicher UV-Strahlung, wird häufig auf die Möglichkeit der Entstehung einer Bräunungssucht (oft auch „Tanorexie“) hingewiesen. Bisherige Instrumente zum Screening auf eine solche Bräunungssucht ergaben sich jedoch als nicht valide. Aus diesem Grund war es unser Ziel, ein in den USA neu entwickeltes Instrument, den Behavioral Addiction Indoor Tanning Screener (BAITS), auf Validität und Reliabilität zu testen.

Methodik:

Der BAITS ist ein kurzes Screeninginstrument, welches aus sieben Items (Antwortkategorien: ja/nein) besteht. Die englischsprachige Itembatterie wurde in einer fünfstufigen Prozedur ([1] Übersetzung ins Deutsche, [2] Expert Panel, [3] Rückübersetzung ins Englische, [4] kognitive Interviews, [5] Erstellung der finalen Version) übersetzt. Zur Überprüfung der Validität und Reliabilität zogen wir die Daten der ersten Welle des Nationalen Krebshilfe Monitorings zur Solariennutzung (NCAM) bestehend aus einem kognitiven Pretest (n = 15) und einer bundesweiten Repräsentativbefragung (n = 3.000) heran.

Ergebnisse:

Der kognitive Pretest ergab eine leichte Veränderung in der Formulierung eines Items. Insgesamt wurden in der bundesweiten Befragung 19,7% der aktuellen und 1,8% der ehemaligen Nutzer von Solarien positiv auf Symptome einer möglichen Bräunungssucht gescreent. Es fanden sich signifikante Zusammenhänge zwischen Solariennutzungsparametern und dem BAITS (Kriteriumsvalidität). Die interne Konsistenz (Reliabilität) ergab sich ebenfalls als gut (Kuder-Richardson-20 = 0,854) und der BAITS erwies sich als homogenes Konstrukt (Konstruktvalidität).

Schlussfolgerungen:

Verglichen mit anderen Kurzinstrumenten zur Messung von Symptomen einer möglichen Bräunungssucht ergab sich der BAITS als valideres und reliableres Tool. Aufgrund seiner Kürze und der binären Items ist er auch in großen Surveys einfach einzusetzen.