Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605927
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie kompetent fühlen sich Hausärzte mit der Prävention und (Früh-) Erkennung sexuell übertragbarer Infektionen?

K Voigt
1   Technische Universität Dresden/Medizinische Fakultät, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden
,
H Riemenschneider
1   Technische Universität Dresden/Medizinische Fakultät, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden
,
J Schübel
1   Technische Universität Dresden/Medizinische Fakultät, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden
,
A Bergmann
1   Technische Universität Dresden/Medizinische Fakultät, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Sexuell übertragbare Infektionen (sexual transmitted infections, STI) sind ein globales Gesundheitsproblem. Die Inzidenzen von STI steigen auch in Deutschland seit einigen Jahren. Es fehlen valide Daten zu STI-Versorgungsabläufen in der Primärversorgung. Die wenigen empirischen Studien zu hausärztlichem STI-Beratungsverhalten verweisen auf große Unsicherheiten hinsichtlich STI-Prävention/-Früherkennung/-Testung. Hausärzte berichten Kommunikationsprobleme bzgl. Sexualitäts- und STI-Themen, die zur Vermeidung der STI-Patientenberatung in der Hausarztpraxis führen.

Methodik:

Im Rahmen einer explorativen Pilotstudie erfolgte eine schriftliche Befragung bei hausärztlich tätigen Teilnehmern auf einem regionalen Jahreskongresses einer allgemeinmedizinischen Fachgesellschaft im Juni 2016. Der vierseitige Fragebogen fokussierte auf die Selbsteinschätzungen zur STI-Beratungskompetenz, dem STI-Beratungsverhalten und dem STI-Testungsverhalten. Die Daten wurden mit SPSS 23.0 mittels deskriptiver Analyseverfahren ausgewertet.

Ergebnisse:

47 von insgesamt 63 hausärztlich tätigen Kongressteilnehmern beteiligten sich an der Befragung. Fast alle Befragten (98%) bestätigten, Patienten präventiv zum Thema Sexualverhalten/STI zu beraten, wobei 43% sich dafür als unzureichend ausgebildet einschätzten. 36% gaben an, mehr als die Hälfte der Patienten mit STI-Diagnose oder -Verdacht an spezialfachärztliche Kollegen oder den Öffentlichen Gesundheitsdienst zu verweisen.

Schlussfolgerungen:

Bei Hausärzten besteht Bedarf an Fortbildungen zum Thema Sexualverhalten/STI, die auf fachliche, aber auch kommunikative Beratungskompetenzen sowie auf patienten- und arztseitige Enttabuisierung und Entstigmatisierung fokussieren sollte. Hinsichtlich Versorgungsstrukturen sollten risikogruppenbezogene Testung und Screeningmaßnahmen für häufige STI (z.B. Chlamydien) in den hausärztlichen Leistungskatalog aufgenommen werden.