Wer ist hier der Boss? Rollenkonflikte als Ursache psychischer Belastungen am Arbeitsplatz bei niedergelassenen Radiologen

Ziel und Zweck:

Die Studie untersucht Ursachen und Auswirkungen von Rollenkonflikten bei niedergelassenen Radiologen, die sich als Dienstleister in einem besonderen Spannungsfeld zwischen Patienten und Zuweiser befinden.

Methode:

In einer qualitativen Studie wurden zwölf leitfadengestützte Interviews nach Witzel mit niedergelassenen Radiologen geführt. Die Auswertung erfolgte entsprechend dem Forschungsparadigma der Grounded Theory.

Ergebnisse:

Psychische Belastungen bei niedergelassenen Radiologen entstehen durch Intra-Rollenkonflikte und Person-Rollen-Konflikte. Während Intra-Rollenkonflikte durch widersprüchliche Erwartungen, die von Patienten und Zuweisern an den Radiologen gerichtet werden, verursacht werden („Two bosses-Dilemma“) treten Person-Rollen-Konflikte auf, wenn externe Anforderungen, Erwartungen und Kommunikationsstile dem Wertesystem, dem fachlichen Anspruch und/oder dem Selbstbild des Radiologen widersprechen. Zeitdruck und wirtschaftliche Abhängigkeit aggravieren diese Belastungen. Es wurden funktionale und dysfunktionale Copingstile identifiziert. Selbstwertschädliche Rollenkonflikte in Verbindung mit dysfunktionalen Copingstilen können zu gesundheitsrelevanten psychischen Belastungen und zu einschneidenden biographischen Entscheidungen wie dem Rückzug des Radiologen aus der ambulanten Patientenversorgung führen.

Diskussion:

Rollenbedingte Belastungen niedergelassener Radiologen sind relevant und beeinflussen Arbeitszufriedenheit und Berufsbiografie. Individuelle und strukturelle Maßnahmen können dazu beitragen das Ausmaß dieser Belastungen zu senken. Wir vermuten, dass übergeordnete gesellschaftliche, gesundheitspolitische und wirtschaftliche Entwicklungen diese Belastungen weiter verstärken und rufen zur kritischen Auseinandersetzung mit diesen Rahmenbedingungen auf.