Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605899
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bewegungsbezogene Capabilities zur Führung eines aktiven Lebensstils im Alter – Ergebnisse einer qualitativen Befragung

A Sauter
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
J Rüter
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
V Lindacher
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
J Loss
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Der Capability-Ansatz definiert Wohlbefinden über Handlungsmöglichkeiten (capabilities), die ein Mensch hat, um Lebensziele zu verwirklichen (Sen 1985). Das ökonomische Konzept wird zunehmend auch für Gesundheitsförderung diskutiert, da es individuelle, soziale und lebensräumliche Bedingungen für gesundheitsbezogenes Verhalten beschreiben kann. Unklar ist, wie der Capabilitiy-Ansatz für einzelne Lebensstile und Zielgruppen auszugestalten ist. Die qualitative Studie soll explorieren, welche „capabilities“ zur Führung eines aktiven Lebensstils notwendig sind, zunächst für die Gruppe von Senioren. Die Erhebung ist Teil des BMBF-geförderten Forschungsverbundes „Capital4health“.

Methodik:

26 Senioren (w = 16, m = 10, 66 – 97J., wohnhaft in Einrichtungen: 14, zuhause: 12) und 9 Multiplikatoren (w = 9, Vertreter u.a. von Pflege, Kommunalpolitik) wurden in leitfadengestützten Interviews zu Handlungsmöglichkeiten von Senioren zur Führung eines körperlich-aktiven Alltags befragt. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse:

Körperliche Fitness sowie das Bewusstsein, dass Bewegung wichtig ist, waren häufig genannte Voraussetzungen eines aktiven Lebensstils. Senioren identifizierten Haushaltsführung sowie, bei stärkerer körperlicher Einschränkung, Körperpflege als wichtige Bewegungsmöglichkeiten im Alltag. Auch der Zugang zu Gleichaltrigen für gemeinsame Aktivität war relevant, insbesondere um die eigene Sicherheit zu erhöhen. Soziale Faktoren können „capabilites“ limitieren, wenn z.B. Angehörige Senioren schonen oder schützen möchten, aus Furcht vor Stürzen oder weil Ältere „Ruhe und Entlastung“ verdienten.

Schlussfolgerung:

Der Capability-Ansatz ist geeignet, bewegungsbezogene Handlungsmöglichkeiten zu erfassen. Die Ergebnisse helfen, ein standardisiertes Instrument zu entwickeln, das Bewegungsoptionen in größeren Populationen erfassen kann. So können Ansätze für gesundheitsfördernde Lebenswelten generiert werden.