Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605898
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Auswirkungen der 12-Stunden-Schichtarbeit auf Gesundheit, Schlaf und Work-Life-Balance von Maschinen- und Anlagenführern im Längsschnitt

R Seibt
1   Universitätsmedizin Rostock, Institut für Präventivmedizin, Rostock
2   Universität Rostock, Center for Life Science Automation (CELISCA), Rostock
,
D Möller
3   THUMEDI-Präventionsmanagement GmbH, Thum-Jahnsbach
,
S Kreuzfeld
1   Universitätsmedizin Rostock, Institut für Präventivmedizin, Rostock
,
R Stoll
1   Universitätsmedizin Rostock, Institut für Präventivmedizin, Rostock
,
B Hunger
4   Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe, ASD*BGN, Koordinationsstelle Potsdam, Potsdam
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Ziel:

Schichtarbeit geht oft mit Beeinträchtigungen des „Schlaf-Wach-Rhythmus“ einher und kann langfristig zu gesundheitlichen Problemen, Schlafstörungen und eingeschränktem Sozialleben führen. Ziel der Untersuchung war es, Gesundheitszustand (GZ), Schlafverhalten (SV) und Work-Life-Balance (WLB) im Längsschnitt über fünf Jahre (Ausgangs- vs. Wiederholungsmessung) bei Maschinen- und Anlagenführern (MAF) im 12-Stunden- (12h-S) und Normal-Schichtsystem (N-S) zu analysieren.

Methodik:

Die Stichprobe bestand (Altersdurchschnitt zur Ausgangsmessung: 39 ± 11 Jahre) aus 51 Schichtarbeitern im 12h-S sowie 30 Tagarbeitern im N-S. Die Daten zu GZ, SV und WLB wurden in arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen erhoben. Der GZ wurde anhand von Blutdruck, Body Mass Index (BMI), HbA1c-Wert und PROCRAM-Score, SV anhand von Schlafquantität und -qualität (PSQI) und WLB (Zufriedenheit Freizeit, Beeinträchtigung Privatleben) mittels Fragebogen erhoben.

Ergebnisse:

Zur Ausgangsmessung unterschieden sich Schicht- von Tagarbeitern im GZ nur durch signifikant höheren Blutdruck (137/82 vs. 130/80 mmHg). Für BMI (28 vs. 26 kg/m2), HbA1c-Wert (40 vs. 39 mmol/mol) und PROCAM-Score (5,5 vs. 4,4) ergaben sich keine signifikanten Gruppeneffekte. Im SV wiesen Schichtarbeiter ebenfalls zur Ausgangsmessung signifikant niedrigere Schlafquantität und -qualität sowie günstigere WLB auf. Nach 5 Jahren zeigten sich gegenüber der Ausgangsmessung in keiner Schichtgruppe signifikante Veränderungen für GZ und SV, aber Schichtarbeiter berichteten höhere Zufriedenheit mit ihrer Freizeit.

Schlussfolgerung:

Im Zeitraum von fünf Jahren ergaben sich für die MAF beider Schichtgruppen keine eindeutigen Veränderungen im GZ und SV; die negativen Auswirkungen der Schichtarbeit zur Ausgangsmessung im GZ und SV haben sich nicht verstärkt. Das 12h-S scheint auf die WLB einen positiven Effekt zu haben; es bieten sich kompensatorische Zusammenhänge zum SV. Die Befunde zum GZ weisen deutlich auf Präventionsbedarf hin.