Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605865
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hat der Body Mass Index in den letzten 15 Jahren einen Einfluss auf das stationäre Überleben von Herzinfarktpatienten?

B Maier
1   Berlin-Brandenburger Herzinfarktregister, TU Berlin, Berlin
,
V Laag
1   Berlin-Brandenburger Herzinfarktregister, TU Berlin, Berlin
,
W Döhner
2   Charite Universitätsmedizin, Berlin
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Studien zeigen einen paradoxen Effekt des Body Mass Index (BMI) auf die Sterblichkeit von Herzinfarktpatienten.

Methodik:

Im Berliner Herzinfarktregister werden seit 1999 prospektiv Daten zur stationären Therapie von Herzinfarktpatienten erhoben. In diese Studie wurden Daten von 27.607 Patienten von 2001 – 2015 eingeschlossen. Der BMI-Einfluss wurde nach Klassen untersucht: Untergewicht BMI < 18,5 (1,3%), Normalgewicht BMI 18,5 – 25 (32,1%), Übergewicht BMI 25 – 30 (42,6%), Adipositas I BMI 30 – 35 (17,1%), Adipositas II BMI 35 – 40 (4,9%), Adipositas III BMI < 40 (2,0%). Verglichen wurden 3-Jahreszeiträume.

Ergebnisse:

Über die Zeit ging die Krankenhaussterblichkeit über alle Patienten von 9,5% (2001 – 03) auf 5,4% (2013 – 15) zurück. Die Krankenhaussterblichkeit abhängig vom BMI war am höchsten bei Patienten mit BMI< 18,5 (13,7%), am niedrigsten in Adipositas II Gruppe (4,2%), Adipositas I (5,0%), Übergewicht (5,6%), Adipositas III (5,9%), Normalgewicht (7,1%). Auch nach Adjustierung für Basischarakteristika, Komorbiditäten und Therapie mit Katheterintervention fand sich verglichen mit normalgewichtigen Patienten die höchste Sterblichkeit bei Untergewichtigen (OR = 2,02; 95% CI: 1,22 – 3,36), die niedrigste in der BMI 35 – 40 Gruppe (OR = 0,71; 95% CI: 0,47 – 1,09). Die Form der Beziehung zwischen BMI und Sterblichkeit hat sich über die Zeit von einer U-förmigen Kurve mit einer höheren Sterblichkeit für unter- und stark übergewichtige Patienten hin zu einer J-förmigen Kurve verändert, bei der Adipositas III Patienten keine erhöhte Sterblichkeit mehr zeigten.

Schlussfolgerungen:

Das Adipositas Paradoxon wurde mit einer großen Zahl an Herzinfarktpatienten bestätigt. Patienten mit Übergewicht und Adipositas zeigen eine geringere Sterblichkeit als normalgewichtige Patienten, untergewichtige Patienten hatten eine erhöhte Sterblichkeit. Das Adipositas Paradoxon ist unabhängig vom Rauchstatus der Patienten, von Ihren Komorbiditäten und ihrer Behandlung.