Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605841
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schlafprobleme von Brustkrebspatientinnen unter adjuvanter Therapie: Determinanten und Effekte von körperlichem Training

K Steindorf
1   Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Bewegung, Präventionsforschung und Krebs, Heidelberg
2   Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Heidelberg
,
J Wiskemann
3   Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
2   Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Heidelberg
,
CM Ulrich
4   Huntsman Cancer Institute, Salt Lake City
,
ME Schmidt
1   Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Bewegung, Präventionsforschung und Krebs, Heidelberg
2   Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Heidelberg
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Brustkrebspatientinnen leiden häufig sowohl während als auch nach der Krebsbehandlung unter Schlafproblemen. Ihre Lebensqualität wird dadurch erheblich beeinträchtigt. Wirksame Behandlungsstrategien sind kaum bekannt. Die Hypothese, dass körperliches Training Schlafprobleme reduzieren kann, ist unzureichend erforscht.

Methodik:

In einer randomisierten, klinischen Studie untersuchten wir die Effekte eines 12-wöchigen Krafttrainings auf die Schlafqualität von 160 Brustkrebspatientinnen unter Strahlentherapie im Vergleich zu einem Entspannungstraining. Allgemeine Schlafprobleme (4 Punkt-Likert-Skala) sowie verschiedene Schlafcharakteristika wurden mittels Selbstbericht wiederholt bis 12 Monate nach der Intervention erfasst. Gruppenvergleiche erfolgten mittels ordinaler logistischer Regression.

Ergebnisse:

Als Determinanten für mehr Schlafprobleme an Baseline wurden insbesondere eine der Strahlentherapie vorausgegangene Chemotherapie sowie ein höherer Body Mass Index identifiziert. Es zeigten sich statistisch signifikante Gruppenunterschiede hinsichtlich allgemeiner Schlafprobleme nach 6 Wochen bei Ende der Strahlentherapie (mittlere Differenz (MD) von Baseline: –10,2, p = 0,03, Skalierung 0 – 100) und zum Ende der Intervention (MD =–10,9; p = 0,005). Nach 12 Monaten war die Differenz nicht mehr statistisch signifikant (MD =–5,9, p = 0,20). Weitere Adjustierungen für potenzielle Confounder veränderten die Ergebnisse nicht. Die positiven Effekte von körperlichem Training für die Verringerung von Schlafproblemen generell konnten nicht durch Effekte auf spezifische Schlafcharakteristika erklärt werden.

Schlussfolgerung:

Krafttraining während der Strahlentherapie-Phase linderte Schlafprobleme bei Brustkrebspatientinnen, verglichen mit einem Entspannungstraining. Gerade für Patientinnen mit vorhergehender Chemotherapie aber auch für die generelle Lebensqualität vieler Brustkrebspatientinnen ist dieses Ergebnis von großer Bedeutung.