Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605839
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vitamin D und Läsionen der weißen Substanz: Ergebnisse der Heinz Nixdorf Recall Studie und 1000BRAINS Studie

S Schramm
1   Universitätsklinkum Essen, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen
,
L Schliephake
1   Universitätsklinkum Essen, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen
,
S Caspers
2   Forschungszentrum Jülich, Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Jülich
,
KH Jöckel
1   Universitätsklinkum Essen, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen
,
S Moebus
1   Universitätsklinkum Essen, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Querschnittsstudien weisen auf einen Assoziation zwischen niedrigem Vitamin D Status und dem Auftreten von Läsionen der weißen Substanz (WML) hin. Längsschnittliche Studien fehlen aber. Anhand Daten der longitudinalen populationsbasierten Heinz Nixdorf Studie und 1000BRAINS Studie soll der Einfluss von 25-Hydroxyvitamin D (25OHD) auf WML untersucht werden.

Methoden:

Daten von 566 Probanden (46,3% Frauen, 56,5 ± 6,7 Jahre) mit 25OHD-Werten zu Baseline (2000 – 2003, t0) und Follow-up (2011 – 2015, t1) und 3Tesla MRT zu t1 wurden analysiert. 25OHD wurde mit dem LIAISON® Assay bestimmt. Das WML-Volumen im MRT wurde mit dem Lesion Segmentation Tool in der Software SPM8 bestimmt. Die 25(OH)D-Mittelwerte wurden regionalen Läsionsgraden der WML (Fazekas-Skala: 0 = nicht vorhanden, 1 = punktuell, 2 = beginnender Zusammenfluss, 3 = große zusammengeflossene Läsion) zugeordnet. Die Assoziation zwischen 25OHD und WML wurde im Querschnitt und longitudinal mittels linearer Regression geschätzt, adjustiert nach Alter, Sex, Sport, BMI, Rauchen, Bildung, Jahreszeit.

Ergebnisse:

Der 25OHD-Mittelwert zu t0 betrug 16,9 ± 8,2 ng/ml (t1: 16,1 ± 7,7 ng/ml). Das mittlere WML-Volumen betrug 18,0 ± 19,9 ml. Die meisten Grad 3 Läsionen wurden periventrikulär (13,1% der Probanden), parietal (12,6%) und frontal (13,0%) beobachtet (temporal: 1,5%, okzipital: 0,6%). Die 25OHD-Mittelwerte lagen im Querschnitt zu t1 bei Probanden mit höheren Läsionsgraden niedriger, während längsschnittlich kein Trend zu erkennen war. Im Querschnitt zeigte sich eine schwache inverse Assoziation zwischen 25OHD und WML-Volumen: adjustiert: -0,15 ml pro ng/ml; 95%KI: -0,38; 0,08. Longitudinal war die Assoziation allerdings noch schwächer: -0,05 ml pro ng/ml; -0,26; 0,16.

Schlussfolgerung:

Die Relevanz von Langzeitbeobachtungsstudien zeigen unsere Ergebnisse: während querschnittlich, wie in der Literatur beschrieben, eine Assoziation zu erkennen ist, findet sich diese bei einem längeren Beobachtungszeitraum nicht mehr.