Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605836
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diabetes erhöht das Risiko einer postoperativen kognitiven Dysfunction (POCD): Kohortenanalyse anhand 3 klinischer trials

G Lachmann
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin
,
I Feinkohl
2   Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz Gemeinschaft, AG Molekulare Epidemiologie, Berlin
,
JM Dieleman
3   University Medical Center Utrecht, Utrecht
,
D van Dijk
3   University Medical Center Utrecht, Utrecht
,
CD Spies
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin
,
T Pischon
2   Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz Gemeinschaft, AG Molekulare Epidemiologie, Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Postoperative kognitive Dysfunktion (POCD) kommt relativ häufig insbesondere bei älteren Menschen vor, jedoch ist wenig bekannt über seine Risikofaktoren. Als Bestandteile des metabolischen Syndroms werden Diabetes, Adipositas und Hypertonie als Risikofaktoren für altersbedingte kognitive Einschränkungen diskutiert, aber ihre Rolle in der Epidemiologie von POCD ist derzeit ungeklärt.

Methodik:

Drei randomized controlled trials (OCTOPUS, DECS, SuDoCo) wurden als Quasi-Observationsstudien analysiert. Follow-up Zeiträume umfassten 12 Monate in OCTOPUS und DECS, und 3 Monate in SuDoCo. POCD Definitionen variierten zwischen den Studien. Für jede Studie wurde in logistischen Regressionsmodellen zunächst die Beziehung von Diabetes, Adipositas, body mass index (BMI), Hypertonie und Blutdruck mit POCD Risiko ermittelt. Risikoschätzer wurden dann für jeden Prädiktor über alle Studien hinweg mittels fixed-effects inverse variance Modellen gepoolt.

Ergebnisse:

1034 Patienten mit Durchschnittsalter 66 Jahre wurden insgesamt untersucht. POCD wurde festgestellt in 5,2% der Patienten in DECS, 9,4% der Patienten in SuDoCo und 32,1% der Patienten in OCTOPUS. Unabhängig von Alter, Geschlecht, Art der Operation, Randomisierung, Adipositas und Hypertonie war Diabetes über alle 3 Studien hinweg assoziiert mit einem 1,84-fach erhöhten POCD Risiko (OR 1,84; 95% KI 1,14, 2,97; p = 0,01). In volladjustierten Modellen waren Ergebnisse für Adipositas, BMI, Hypertonie und Blutdruck nicht statistisch signifikant (jeweils p > 0,05).

Schlussfolgerungen:

Patienten mit Diabetes sind einem 84% erhöhten Risiko von kognitiven Störungen nach OP ausgesetzt. So könnte eine Erhebung des Diabetesstatus für eine kognitive Risikoeinschätzung chirurgischer Patienten nützlich sein. Zur Ermittlung zugrundeliegender Mechanismen sind weitere Studien nötig.