Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605828
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zusammenhang zwischen Depression und Diabetes mellitus Typ 2 unter Berücksichtigung des Erkrankungsschweregrads der Depression

C Rahe
1   Universität Münster, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Münster
2   Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), München-Neuherberg
,
M Nauck
3   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Greifswald
,
K Berger
1   Universität Münster, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Münster
2   Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), München-Neuherberg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Diverse Studien haben aufgezeigt, dass Depression und Diabetes mellitus Typ 2 eine hohe Komorbidität aufweisen und möglicherweise bidirektional assoziiert sind. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen einer depressiven Störung und Typ-2-Diabetes unter Berücksichtigung des Depressionsschweregrads.

Methoden:

Hierzu wurden 1384 Teilnehmer der BiDirect Studie untersucht, darunter 817 Patienten mit Depression und 567 Kontrollprobanden ohne depressive Symptomatik. Die Untersuchung der Patienten mit Depression basierte auf klinischen Interviews. Der Schweregrad der aktuellen depressiven Episode wurde anhand der Hamilton Depression Rating Scale definiert. Das Vorliegen eines Typ-2-Diabetes wurde mittels selbstberichteter ärztlicher Diagnose erfasst. Als zusätzliche Diabetesfälle wurden Probanden mit einem HbA1c ≥6,5% sowie mit Antidiabetika-Medikation klassifiziert. Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Depression und Diabetes erfolgte mittels logistischer Regression auf Querschnittsebene.

Ergebnisse:

Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und soziale Charakteristika wiesen die Patienten mit Depression im Vergleich zu den Kontrollprobanden eine mehr als doppelt so hohe Chance für einen prävalenten Typ-2-Diabetes auf. Eine zusätzliche Adjustierung für Lebensstilfaktoren erklärte diese Beziehung. Ein eindeutigeres Bild zeigte sich nach Berücksichtigung des Depressionsschweregrads. Mit steigendem Schweregrad stieg die Chance an Typ-2-Diabetes erkrankt zu sein: Im Vergleich zu den Kontrollprobanden hatten Patienten mit einer mittelgradigen Depression eine 2,7-fach erhöhte Chance für Diabetes, Patienten mit einer schweren Depression sogar eine 3,4-fach erhöhte Chance. Diese Beziehung blieb auch nach Adjustierung für Lebensstilfaktoren bestehen.

Schlussfolgerungen:

Die Ergebnisse unterstreichen, dass der Erkrankungsschweregrad der Depression möglicherweise eine wichtige Rolle in der Beziehung zwischen Depression und Diabetes spielt.