Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605803
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Schuleingangsuntersuchung als Zugang zur Studienteilnahme von Familien in schwierigen Lebenslagen

S Wahl
1   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf
,
S Frölich
1   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf
,
S Weyers
1   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Fragestellungen der Kindergesundheit werden vermehrt bei der verpflichtenden Schuleingangsuntersuchung (SEU) untersucht. Hier können Zielgruppen angesprochen werden, die sonst schwer zu kontaktieren sind. Dabei stellt sich die Frage, wie erfolgreich freiwillige Befragungen bei der SEU sind und welche Form der Ansprache Familien in schwierigen Lebenslagen erreicht.

Methodik:

Bei der Düsseldorfer SEU werden mit einem dreistufigen Verfahren die Eltern der Schulneulinge angesprochen, einen Fragebogen (FB) zur Gesundheitsförderung bei Kindern auszufüllen. 1: Das Gesundheitsamt verschickt mit der Einladung zur SEU Studieninformation, Einwilligungserklärung und FB mit der Bitte diese ausgefüllt zum Termin mitzubringen; 2: Falls Eltern Einwilligung und FB nicht mitbringen, motiviert das Studienpersonal sie vor Ort in der Wartezeit beides auszufüllen; 3: Teilnahmebereite Eltern füllen den FB nachträglich zuhause aus und senden ihn per Post zurück. Die Erhebung läuft von 10/2016 bis 08/2018. Die vorliegende Analyse basiert auf vorläufigen Daten. Schwierige Lebenslagen wurden durch niedrige Bildung, geringes Einkommen und Migrationshintergrund operationalisiert.

Ergebnisse:

Bis 03/2017 nahmen 1.569 Familien (68%) an der Befragung teil. Die Teilnehmer füllten den FB zu 85% Zuhause, zu 14% vor Ort und zu 1% per Post aus. Familien mit niedriger Bildung (84 vs. 86%), geringem Einkommen (81 vs. 90%) und Migrationshintergrund (85 vs. 89%) füllten den FB seltener als ihre Vergleichsgruppe zuhause aus. Die Ansprache vor Ort bewegte mehr Familien mit niedriger Bildung (16 vs. 13%), niedrigem Einkommen (17 vs. 10%) und Migrationshintergrund (14 vs. 11%) zur Teilnahme im Vergleich zur jeweiligen Referenzgruppe.

Schlussfolgerungen:

Die Befragung bei der SEU erzielte einen hohen Rücklauf. Familien in schwierigen Lebenslagen wurden zusätzlich durch die Ansprache vor Ort zur Studienteilnahme gewonnen. FB per Post wurden sehr selten genutzt. Die SEU ist ein guter Zugang zu Familien in schwierigen Lebenslagen.