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DOI: 10.1055/s-0037-1605788
Regionale Krebsclusteranalyse: Möglicher Zusammenhang zwischen Kohlenwasserstoffförderung und hämatologischen Krebserkrankungen?
Publication History
Publication Date:
01 September 2017 (online)
Für 2003 – 2012 wurde vom EKN eine Häufung an hämatologischen Krebsneuerkrankungen bei Männern in einer Samtgemeinde festgestellt (41 Fälle; SIR 1,93; p-Wert < 0,0001). Daraufhin wurden für die Eingrenzung möglicher Ursachen alle Bewohner über 16 Jahre zu eigenen hämatologischen Krebserkrankungen und solchen bei verstorbenen Angehörigen befragt.
Sämtliche Angaben zu den Erkrankungen wurden vom Gesundheitsamt überprüft und medizinisch validiert. Die vom NLGA durchgeführte explorative Auswertung beinhaltete neben der Analyse der Wohn- und Arbeitsplatzhistorien von bis zu 30 Jahre vor Erstdiagnose auch Fall-Kontroll-Ansätze: Dabei wurden Wohnabstände von Fällen wie von vier zugematchten Kontrollen zu potentiellen Expositionsquellen (Erdgasförderanlagen, Bohrschlammgrube [BSG], holz- sowie metallverarbeitende Betriebe, Benzolemittenten, Pestizidausbringer) mittels bedingter logistischer Regression analysiert. Für den modellübergreifenden Vergleich der Relevanz der betrachteten Expositionsquellen wurden nicht induktiv zu interpretierende p-Werte verwendet.
Der Fragebogenrücklauf betrug 65,6%. Es wurden 37 inzidente hämatologische Krebserkrankungen bei Männern identifiziert, davon 9 nach 2012. Die logistischen Regressionsmodelle lieferten über verschiedene Wohnabstandsmaße sowie Falluntergruppen einen konsistenten Hinweis auf eine Assoziation zwischen dem Wohnabstand zu BSG und der Häufigkeit der Krebsfälle (Modell: alle Fälle, inverser Wohnabstand; p-Wert: 0,027) Nur schwache Hinweise ergab die Nähe zu Erdgasförderstellen (p-Wert: 0,048), alle übrigen potentiellen Expositionsquellen waren unauffällig.
Obgleich bei der gewählten explorativen Analysestrategie die gefundenen Assoziationen als eher schwach ausgeprägt angesehen werden können, wurde aufgrund der Public Health Relevanz seitens des NLGA eine niedersachsenweite Fall-Kontroll-Studie zu hämatologischen Krebserkrankungen und Kohlenwasserstoffförderung empfohlen.