Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605786
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neuberechnung der tabakattributablen Mortalität – Nationale und regionale Daten für Deutschland

U Mons
1   Deutsches Krebsforschungszentrum, Stabsstelle Krebsprävention, Heidelberg
,
S Kahnert
1   Deutsches Krebsforschungszentrum, Stabsstelle Krebsprävention, Heidelberg
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Tabakkonsum ist weltweit jährlich für über sechs Millionen Todesfälle verantwortlich. Damit ist er das bedeutendste einzelne vermeidbare Gesundheitsrisiko. In diesem Beitrag werden Ergebnisse einer Neuberechnung der tabakattributablen Mortalität in Deutschland dargestellt und dabei geschlechtsspezifische und regionale Unterschiede aufgezeigt.

Daten und Methode:

Die Berechnung erfolgte auf Basis der Prävalenz der aktuellen und ehemaligen Raucher (Datenbasis: Mikrozensus 2013), der relativen Mortalitätsrisiken von aktuellen und ehemaligen Rauchern für Erkrankungen, bei denen durch Tabakkonsum ein erhöhtes Mortalitätsrisiko besteht, sowie der Anzahl der Todesfälle nach ICD-10-Diagnosen (Datenbasis: Todesursachenstatistik 2013). Erstmals wurden auch Darm- und Leberkrebs sowie Typ-2-Diabetes und Tuberkulose berücksichtigt.

Ergebnis:

Im Jahr 2013 sind 121.087 Todesfälle auf das Rauchen zurückzuführen, davon 84.782 Todesfälle bei Männern und 36.305 Todesfälle bei Frauen. Damit sind 13,5% aller Todesfälle dem Rauchen zuzuschreiben. Den größten Anteil haben Krebserkrankungen, und die bedeutendste einzelne Todesursache ist weiterhin Lungenkrebs. Die tabakattributable Mortalitätsrate ist bei Männern höher als bei Frauen und regional besteht ein Nord-Süd-Gefälle. Die Robustheit der Ergebnisse wird durch Sensitivitätsanalysen unterstrichen, die allerdings aber auch darauf hindeuten, dass die Zahlen – insbesondere bei Frauen – unterschätzt sein könnten.

Diskussion:

Die Anzahl der tabakbedingten Todesfälle ist beträchtlich und höher als bislang angenommen. Im Vergleich zum Jahr 2007 ist in absoluten Zahlen gesehen eine Zunahme zu verzeichnen, bei der tabakattributablen Mortalitätsrate hingegen ein leichter Rückgang. Aufgrund der demographischen Alterung der Bevölkerung wird die absolute Zahl tabakattributabler Todesfälle in den kommenden Jahren voraussichtlich weiterhin ansteigen.