Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605785
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheitsgewinne modellieren: Simulation kombinierter Effekte von Fettleibigkeit und Bewegungsmangel für NRW

M Mensing
1   Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen, FG 33 Gesundheitsanalysen und -prognosen, Bielefeld
,
OC Mekel
2   Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen, FB 3 Gesundheitsdaten und -analysen, Versorgungsstrukturen, Bielefeld
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Mittels dynamischer Modellierung ausgewählter Risikofaktoren werden Gesundheitsfolgen und -gewinne, die sich prospektiv in alternativen Präventionsszenarien in einer Bevölkerung ergäben, quantitativ geschätzt und sind Bausteine für Handlungsempfehlungen zur Interventionsplanung. Die separaten Einflüsse des Body-Maß-Index (BMI) und geringer Körperlicher Aktivität (KA) auf spezifische chronische Erkrankungen wurden für NRW mit DYNAMO-HIA modelliert. Die Simulation gemeinsamer Effekte beider Risikofaktoren stellt einen weiteren Schritt in Richtung robuster zukünftiger Schätzungen dar.

Das Erkrankungsrisiko für Diabetes mellitus Typ 2, ischämische Herzerkrankungen, Schlaganfall oder einige Krebserkrankungen wird maßgeblich durch Übergewicht und Bewegungsmangel beeinflusst. Der BMI kann dabei als Mediator auf dem epidemiologischen Pfad zwischen KA und Erkrankung verstanden werden. Eine Literaturrecherche wies darüber hinaus Interaktionseffekte in den verschiedenen Expositionsgraden des BMI (Normal-/Übergewicht/Adipositas) und der KA (gering/mittel/hoch) auf. Hinsichtlich der kombinierten Modellierung beider Risikofaktoren liegt ein besonderes Augenmerk auf der Wahl geeigneter Kategorienmatrizen (2 × 2, 2 × 3, 3 × 3), wobei Informationskomplexität vs. Informationsverluste abzuwägen sind.

Aus 37 Studien, die den Einschlusskriterien entsprechen, wurden 14 ausgewählt. 2 × 2 Matrizen erlauben generell interpretierbare Modellierungsergebnisse. Für den Diabetes mellitus Typ 2 wird allerdings auch eine 3 × 3 Matrix vorgehalten, da die relativen Risiken in den verschiedenen Kategorie-Kombinationen stark abweichen.

Damit liegen nun erstmals die für eine simultane Modellierung von BMI und KA benötigten alters- und geschlechtsspezifischen Daten zur Risikofaktor-Prävalenz und zu den gemeinsamen relativen Erkrankungsrisiken vor. Die zukünftigen Modell-Ergebnisse alternativer Szenarien stellen ein wertvolles Instrument für die Entwicklung von Präventionsstrategien dar.