Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605784
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Beiträge des Human-Biomonitorings zu einer evidenzbasierten Umwelt- und Gesundheitspolitik

G Schwedler
1   Umweltbundesamt, Toxikologie, gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung, Berlin
,
A Conrad
1   Umweltbundesamt, Toxikologie, gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung, Berlin
,
E Rucic
1   Umweltbundesamt, Toxikologie, gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung, Berlin
,
M Rüther
1   Umweltbundesamt, Toxikologie, gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung, Berlin
,
P Apel
1   Umweltbundesamt, Toxikologie, gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung, Berlin
,
M Kolossa-Gehring
1   Umweltbundesamt, Toxikologie, gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung, Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Human-Biomonitoring (HBM) hilft zu klären, ob und in welchem Ausmaß Stoffe vom menschlichen Körper aufgenommen werden. HBM ist deshalb ein wichtiges Informations- und Kontrollinstrument für die menschliche Schadstoffbelastung. Ergebnisse des deutschen HBM-Systems – die Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit (GerES) und die Umweltprobenbank des Bundes (UPB) – zeigen, wie HBM der politischen Gestaltung einer gesunden Umwelt dienen kann:

a) Trendanalyse

HBM als Frühwarnsystem und zur Kontrolle von Regulierungsmaßnahmen: UPB-Daten zeigten einen Anstieg der Glyphosatbelastung (Anteil der 24-h-Urinproben ≥ Bestimmungsgrenze stieg von 10% in 2001 auf 40% in 2015). Pentachlorphenol, als Pestizid 1989 in Deutschland verboten, nahm hingegen von 21 µg/L in 1987 auf 0,5 µg/L in 2010 im Blutplasma ab.

b) Aufnahmepfade ermitteln – durch Kombination von HBM mit anderen Daten: GerES 2003 – 2006 zeigte, dass der Cotiningehalt im Morgenurin der 3 – 14-Jährigen mit dem Rauchverhalten der Eltern korreliert war. Der Urangehalt, nicht jedoch der Nickel- oder Cadmiumgehalt im Urin, war assoziiert mit dem Gehalt der Metalle im Trinkwasser.

c) HBM-Werte – wesentliche Voraussetzung für eine gesundheitliche Bewertung: Die HBM-Kommission des Umweltbundesamtes hat für 19 Stoffe toxikologisch und epidemiologisch begründete gesundheitsbezogene HBM-Beurteilungswerte (HBM-I und HBM-II) abgeleitet. 90% der in 2010 auf Perfluoroctansäure (PFOA) untersuchten UPB-Proben überschritten den HBM-I-Wert. Dies bedeutet, dass hier gesundheitliche Beeinträchtigungen durch PFOA nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden können.

Das Umweltbundesamt lässt seine langjährige Erfahrung bei der Aufbereitung von HBM-Daten für die Politikberatung auch in das europäische Projekt HBM4EU einfließen. Ein wesentliches Ziel von HBM4EU ist es, durch geeignete HBM-Daten und ergänzende Informationen die Entscheidungsgrundlage für eine evidenzbasierte Umwelt- und Gesundheitspolitik in Europa zu verbessern.